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Boris Nemzow

Zum Scheitern der russischen und der sowjetischen „Hegemonialprojekte“

Vor etwa 170 Jahren begann der Krimkrieg, welcher der beinahe vierzigjährigen russischen Vormachtstellung in Europa ein Ende setzte. Auch im 20. Jahrhundert sollten russische bzw. sowjetische Hegemonialprojekte mehrmals scheitern. Dessen ungeachtet wartet die heutige russische Führung erneut mit einem Hegemonialprojekt auf. Hat dieses Streben der Putin-Riege nach einer Wiederherstellung der erschütterten hegemonialen Positionen des Landes eine Verwirklichungschance?

Von in Politik Russland zwischen West und Ost am 21. September 2023

Kann sich im heutigen Russland das Szenario von 1917 wiederholen?

Während des Putschversuchs von Jewgeni Prigoschin wurden „Männer mit Gewehren“ zu einer großen Herausforderung für das bestehende russische System. Wiederholt wurden Parallelen zu den Ereignissen von 1917 gezogen, die letztendlich zum Sturz der Romanow-Dynastie geführt hatten. Auch Putin selbst bezog sich in seiner Rede vom 24. Juni, in der er die Revolte der Wagner-Gruppe mit äußerster Schärfe anprangerte, auf die Revolution von 1917, die angeblich Russlands sicheren Sieg im Ersten Weltkrieg verhinderte. 1917 verwandelten sich die revoltierenden russischen Soldaten in der Tat in einen der wichtigsten politischen Faktoren im Lande. Diese Konstellation stellte eher eine Ausnahmeerscheinung in der Geschichte des Landes dar, in dem die politisch ehrgeizigen Offiziere und Militärführer nur selten Entfaltungsmöglichkeiten erhielten.

Von in Politik Russland zwischen West und Ost am 6. Juli 2023

Endkampfszenarien? Anmerkungen zur Radikalisierung des Putinschen politischen Programms

Der vollständige Bruch mit dem Westen, den Putin am 24. Februar 2022 durch seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine vollzogen hat, steht am Ende eines langen und widersprüchlichen Prozesses. Denn zu Beginn seiner Präsidentschaft hatte Putin bekanntlich ganz andere Signale an den Westen gesendet. Warum artete dann Putins Westpolitik zu einer Konfrontation aus, deren Dimension sogar diejenige des Kalten Krieges über-trifft?

Von in Geisteswissenschaften Politik Russland zwischen West und Ost am 25. August 2022

Die „offenen Gesellschaften“ und brüchige totalitär-autokratische Allianzen. Eine historische Betrachtung aus aktuellem Anlass

Die Perspektive einer immer enger werdenden Kooperation zwischen der Putinschen und der chinesischen Autokratie wirkt zurzeit bedrückend sowohl auf viele westliche Politiker als auch auf die westliche Öffentlichkeit als solche. Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass demokratisch verfasste Gesellschaften in der Vergangenheit schon mehrmals mit vergleichbaren Herausforderungen konfrontiert waren. Letztendlich sollten sich aber die Allianzen der Verächter der Demokratie in der Regel als instabil und brüchig erweisen. Mit solchen Allianzen befasst sich diese Kolumne. Beginnen möchte ich mit der deutsch-sowjetischen Annäherung, die infolge des Hitler-Stalin-Paktes vom August 1939 stattfand.

Von in Russland zwischen West und Ost am 5. August 2022

Russlands Kriege und ihre Folgen (1853-2022). Eine vergleichende Betrachtung

Mehrere Analytiker gehen davon aus, dass der von Putin angezettelte Angriffskrieg gegen die Ukraine, unabhängig von seinem Ausgang, auch das Ende seines Regimes einleiten wer-de. Da die Geschichte Russlands nicht selten zyklisch verläuft, möchte ich nun auf die Frage eingehen, welche innenpolitischen Folgen andere vergleichbare Kriege hatten, die Russland seit der Mitte des 19. Jahrhunderts geführt hatte. Beginnen möchte ich mit dem 1853 ausgebrochenen Krimkrieg.

Von in Politik Russland zwischen West und Ost am 27. Mai 2022

Hat eine Antikriegsbewegung in Russland eine Chance?

In seinem Protestschreiben gegen die russische Invasion in die Ukraine, das am 25. Februar in der regierungskritischen Zeitung „Nowaja gaseta“ veröffentlicht wurde, sagte ihr Chefredakteur und Friedensnobelpreisträger Muratow Folgendes: „Nur eine Antikriegsbewegung der Russen kann das Leben auf diesem Planeten retten“.
Ist aber eine solche Bewegung in Sicht? Werden die russischen Kriegsgegner imstande sein, das zu wiederholen, was ihnen schon einmal gelungen war – nämlich die eigene Regierung zu zwingen, den von ihr begonnenen Krieg zu beenden? Dies war bei dem sogenannten „ersten“ Tschetschenienkrieg von 1994-96 in der Tat der Fall.

Von in Politik Russland zwischen West und Ost am 15. März 2022

Ein jugoslawisches Szenario im postsowjetischen Raum? Anmerkungen anlässlich des russischen Angriffs auf die Ukraine

Noch Mitte Februar hofften viele westliche Politiker, dass der Ukraine-Konflikt sich diplomatisch lösen lasse, auch der russische Außenminister Lawrow gab damals der Diplomatie eine Chance. Mitten in diese Zeit der vorübergehenden Entspannung platzte der Artikel des ehemaligen Putin-Beraters, Wladislaw Surkow, der Russland vor einem „Schandfrieden“ warnte. Der Begriff „Schandfrieden“ assoziiert sich für die Russen mit dem Frieden von Brest-Litowsk vom März 1918.

Von in Politik Russland zwischen West und Ost am 26. Februar 2022

Die „russische Frage“ nach der Auflösung der UdSSR und deutsch-russische Parallelen

Die „deutsche Frage“, die in Europa sowohl im 19. als auch im 20. Jahrhundert sehr viele Turbulenzen verursacht hatte, schien nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990, und zwar im Konsens mit beinahe allen Nachbarn des Landes, gelöst. Unmittelbar danach begann aber die „russische Frage“ immer intensiver die Europäer zu beschäftigen und vor schwer lösbare Aufgaben zu stellen. Die Drohkulisse, die die russische Führung zurzeit an der russisch-ukrainischen Grenze aufbaut, stellt nur ein Beispiel hierfür dar. Immer wieder werden im politischen Diskurs Parallelen zwischen dem postsowjetischen Russland und bestimmten Entwicklungsperioden in der deutschen Vergangenheit gezogen. Mit der Frage, ob solche Parallelen berechtigt sind, befasst sich die folgende Kolumne.

Von in Geisteswissenschaften Russland zwischen West und Ost am 7. Februar 2022

Die „Nowaja Gaseta“ und das „andere“ Russland – zur Verleihung des Friedensnobelpreises an ein Symbol

Russland ist bekanntlich ein seit Generationen gespaltenes Land. Einige russische Gruppierungen sehen im starken, paternalistischen Staat diejenige Einrichtung, die dem russischen Nationalcharakter angeblich am besten entspricht, andere wiederum schätzen die Freiheit über alles. Den Verfechtern dieser letzteren Orientierung, zu denen auch der Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow und seine Mitstreiter aus der Zeitung „Nowaja Gaseta“ zählen, ist diese Kolumne gewidmet.

Von in Medien Russland zwischen West und Ost am 13. Oktober 2021

Lässt sich Russland „einfrieren“?

Russland ist ein seit Generationen gespaltenes Land. Es gibt hier Kräfte, die in erster Linie von der imperialen Größe des Landes fasziniert sind, auf der anderen Seite des politischen Spektrums stehen hingegen die Gruppierungen, die die Freiheit über alles schätzen. Der Streit zwischen diesen beiden Orientierungen zieht sich wie ein roter Faden seit etwa dem Dekabristenaufstand von 1825 durch die russische Geschichte. Er spiegelt sich auch in den heutigen dramatischen Entwicklungen im Lande wider.

Von in Russland zwischen West und Ost am 17. Februar 2021

Putins Wiederwahl aus historischer Perspektive

Das Verhalten der russischen Wähler gilt vielen Analytikern im Wesentlichen als vorhersehbar. Es gab allerdings Perioden in der neuesten russischen Geschichte, in denen sich die Dinge ganz anders verhielten. Historisch-politische Betrachtungen zu den Wahlen in Russland anlässlich der Wiederwahl Putins zum russischen Staatspräsidenten.

Von in Russland zwischen West und Ost am 20. März 2018