Kann sich im heutigen Russland das Szenario von 1917 wiederholen?

Während des Putschversuchs von Jewgeni Prigoschin wurden „Männer mit Gewehren“ zu einer großen Herausforderung für das bestehende russische System. Wiederholt wurden Parallelen zu den Ereignissen von 1917 gezogen, die letztendlich zum Sturz der Romanow-Dynastie geführt hatten. Auch Putin selbst bezog sich in seiner Rede vom 24. Juni, in der er die Revolte der Wagner-Gruppe mit äußerster Schärfe anprangerte, auf die Revolution von 1917, die angeblich Russlands sicheren Sieg im Ersten Weltkrieg verhinderte. 1917 verwandelten sich die revoltierenden russischen Soldaten in der Tat in einen der wichtigsten politischen Faktoren im Lande. Diese Konstellation stellte eher eine Ausnahmeerscheinung in der Geschichte des Landes dar, in dem die politisch ehrgeizigen Offiziere und Militärführer nur selten Entfaltungsmöglichkeiten erhielten.


Aufstieg und Fall von General Alexander Lebed

Zu den wenigen Ausnahmen gehörte insoweit die spektakuläre politische Karriere von General Alexander Lebed Mitte der 1990er Jahre. Wie ließ sich seine damalige Popularität im Lande erklären? Dies ungeachtet der Tatsache, dass Lebed nicht selten als „russischer Pinochet“ bezeichnet wurde. Das schien aber den General kaum zu stören. Seine Meinung über den chilenischen Diktator war noch Mitte 1995 durchaus positiv. Damals sagte er:

Der sogenannte ´blutige´ Diktator´ Pinochet hat in seiner Regierungszeit die chilenische Wirtschaft wiederhergestellt und ohne viel Aufsehen, die Macht einer zivilen Regierung übergeben. Man wirft ihm vor, den Tod von etwa 3000 Menschen verschuldet zu haben. Bei uns werden tagtäglich ebenso viele Menschen getötet.

Derartige Sprüche beeinträchtigten indes die Popularität Lebeds im Lande kaum. Viele Russen sahen Mitte der 1990er Jahre in einem auf strenge Disziplin gegründeten Regime die einzige Alternative zum damaligen Zustand, den sie oft mit der „Zeit der Wirren“ (smuta) verglichen – also mit der Anarchie zu Beginn des 17. Jahrhunderts, die zu einem vorübergehenden Zerfall des russischen Staates geführt hatte.

Das politische Programm Alexander Lebeds enthielt keinen Erlösungsgedanken. Es beschränkte sich im Wesentlichen auf zwei Begriffe: „Law and order“. Trotzdem vermochte der General bei den Präsidentschaftswahlen vom Sommer 1996 auf Anhieb etwa 10 Millionen Stimmen für sich zu gewinnen. Man hatte damals den Eindruck, dass die russische Gesellschaft, nach den kurz nacheinander erfolgten Zusammenbrüchen zweier Visionen – der kommunistischen und der demokratischen – auf die sofortige Verwirklichung des Paradieses auf Erden vorübergehend verzichtete. Nicht die Sehnsucht nach einer „lichten Zukunft“ bewegte damals die Gemüter, sondern das Streben nach Ordnung. Angesichts einer tief verwurzelten ideokratischen Tradition im Lande stellte diese ideologische Umorientierung eine scharfe Zäsur dar. Aber auch eine gewisse politische Aufwertung des Militärs, die sich im Aufstieg Lebeds widerspeigelte, schien ein neues Kapitel in der Geschichte des Landes eingeleitet zu haben. Im zarischen oder im bolschewistischen Russland wäre eine vergleichbare Karriere undenkbar gewesen. In beiden Systemen war die Armee völlig der politischen Führung untergeordnet. Jeder Versuch der russischen Militärs, politische Selbständigkeit zu erlangen, wurde sowohl vor als auch nach 1917 im Keime erstickt. In den ideokratisch legitimierten Systemen stehen auf der höchsten Stufe der Machthierarchie die „Wahrer des Glaubens“ bzw. die „Gralshüter der Ideologie“, die Technokraten hingegen, unter ihnen auch die Militärs, müssen sich mit bescheideneren Rängen begnügen. Der Zusammenbruch der kommunistischen Ideokratie befreite indes die Armee vorübergehend von der ideologischen Bevormundung, und verlieh politisch ehrgeizigen Generälen neue Entfaltungsmöglichkeiten.

Im politischen Establishment Russlands existiert indes, wie bereits gesagt, seit Generationen ein tiefes Misstrauen gegenüber politisch ehrgeizigen Generälen. Besonders deutlich ließ sich dies am Schicksal des wohl populärsten sowjetischen Feldherrn, Marschall Shukow, ablesen. Im Juni 1957 trug Shukow entscheidend zum Sieg des Parteichefs Nikita Chruschtschow über die dogmatische Mehrheit in der Parteiführung bei. Vier Monate später aber wurde er von Chruschtschow entmachtet. Nicht anders sollte es etwa vierzig Jahre später General Lebed ergehen. Der Sieg Boris Jelzins in der zweiten Runde der russischen Präsidentschaftswahlen am 3. Juli 1996 wurde nicht zuletzt durch den Eintritt des populären Generals in die Mannschaft des amtierenden Staatsoberhaupts gesichert. Dennoch vermochte Lebed auf dem russischen Machtolymp nicht wesentlich länger als seinerzeit Shukow zu verweilen. Die herrschende Bürokratie, die in der Stunde der Gefahr nach ihm wie nach einem Rettungsanker gegriffen hatte, ließ ihn nach der gewonnenen Schicksalswahl ohne Bedauern fallen.

Die „Bauern in Uniform“

So ist es General Lebed nicht gelungen, trotz seiner kurzfristigen Erfolge, das Gewicht der Armee im politischen Gefüge des Landes erheblich zu erhöhen. Insoweit stellt das Jahr 1917, wie eingangs erwähnt, den einzigen Zeitabschnitt in der neuesten Geschichte Russlands dar, in dem „Männer mit Gewehren“, zu einem wohl gewichtigsten politischen Faktor im Lande wurden. Wie konnte es dazu kommen? Dies hatte nicht zuletzt mit der zu Beginn des Ersten Weltkrieges erfolgten Generalmobilmachung zu tun, die den bis dahin recht homogenen Charakter der russischen Armee erheblich veränderte. Sie war nun für die politischen Einflüsse von außen wesentlich anfälliger als das Berufsheer aus der Vorkriegszeit. Dies konnte man am Beispiel der Ereignisse sehen, die in Petrograd am 8. März 1917 begannen (nach dem damals in Russland geltenden Julianischen Kalender spielten sich diese Ereignisse am 23. Februar ab). Damals fanden in der russischen Hauptstadt Demonstrationen der Arbeiterinnen und Arbeiter statt, die gegen Teuerungen und Lebensmittelknappheit protestierten. Die Regierung war gegen solche Proteste gut gerüstet. Die Petrograder Garnison zählte immerhin etwa 170 000 Soldaten. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen, die nun begannen, wurden viele Demonstranten getötet. Die Lage sollte sich aber am 12. März grundlegend wandeln. Viele Soldaten weigerten sich auf die Demonstranten zu schießen und begannen sich mit ihnen zu verbrüdern. Ein Regiment nach dem anderen schloss sich den Aufständischen an. Die Regierung verlor nun völlig die Kontrolle über die Ereignisse. All das machte den Sturz des Zaren unvermeidlich.

Zu Beginn der Februarrevolution zählten die russischen Streitkräfte etwa 9 Millionen Soldaten, und es handelte sich bei ihnen in der Regel um „Bauern in Uniform“, um den bewaffneten Arm der russischen Landbevölkerung. Die Unbotmäßigkeit der Petrograder Garnison (etwa 170 000 Soldaten) und ihre Verbrüderung mit den revoltierenden Arbeitern der Hauptstadt besiegelte, wie bereits gesagt, das Schicksal der russischen Monarchie. Dies steigerte das Selbstbewusstsein der „Bauern in Uniform“ außerordentlich. Unter ihrem Druck verabschiedete der nach dem Sturz des Zaren entstandene Petrograder Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten am 1. März 1917 den berühmt gewordenen Befehl Nr. 1, der unter anderem folgende Postulate enthielt:

Alle Arten von Waffen, wie Gewehre, Maschinengewehre, Panzerautos usw., müssen sich in den Händen und unter Kontrolle der Kompanie- und Bataillonskomitees befinden und dürfen unter keinen Umständen den Offizieren ausgeliefert werden, auch wenn sie dies verlangen.

Zwar bezog sich dieser Befehl zunächst lediglich auf die Petrograder Garnison, zwar wurde er am 5. März 1917, nach heftigen Protesten der Militärführung, durch den Befehl Nr. 2 des Sowjets etwas abgeschwächt. Dennoch ließ sich der Prozess der Revolutionierung der gesamten Armee und der Auflockerung der Befehlsstrukturen nicht mehr aufhalten. Das Schicksal der Februarrevolution hing von nun an in immer stärkerem Ausmaße vom Verhalten der Soldaten ab. Viele Sowjetführer aus dem Lager der gemäßigten Sozialisten hielten diese Entwicklung für äußerst besorgniserregend.

Der Menschewik Irakli Tsereteli, der zu den zentralen Figuren des Sowjets zählte, schrieb in seinen Erinnerungen: Eine besondere Prägung hätte der Revolution die Allgegenwart der Soldatenmassen verliehen, die durch ihr Verhalten im Februar 1917 den Sieg der Revolution gesichert hätten. Das revolutionäre Engagement dieser Massen sei nicht sozialistischen Idealen, sondern einem elementaren Hass gegen das alte Regime entsprungen. Die unzufriedenen Soldaten hätten zwar das alte Regime hinweggefegt, sie seien sich aber über den eigentlichen Sinn der damaligen Prozesse nicht im Klaren gewesen. Es wäre die Aufgabe der Revolutionsführer gewesen, diese Massen, denen die elementarste politische Bildung fehlte, über die Mechanismen einer freien demokratischen Gesellschaft aufzuklären. Nur auf diese Weise hätte man der enormen Gefahr, die diese anarchisierten Massen für die Revolution darstellten, Herr werden können.

Die Radikalisierung der Massen

Wie Lenin es in seinen sogenannten Aprilthesen vom Jahre 1917 mit Recht sagte, war Russland nach der Februarrevolution „von allen kriegführenden Ländern das freieste Land der Welt“. Wenn man dabei bedenkt, dass Russland vor dem Sturz des Zaren mit besonders strenger Hand regiert worden war, wird die Bedeutung der Zäsur vom Februar 1917 offensichtlich. Das Land befand sich in einem Freiheitsrausch. Den Appellen der gemäßigten Sozialisten, die die Bevölkerung zu maßvollem und verantwortungsbewusstem Handeln aufriefen, wurde immer weniger Gehör geschenkt. Warum sollten die Bauern mit der Enteignung der Gutsbesitzer und die Arbeiter mit der Errichtung der Arbeiterkontrolle in den Betrieben bis zur Einberufung der Verfassunggebenden Versammlung warten, wenn ihre „Klassengegner“ so wehrlos und so schwach wie nie zuvor waren?

Aber nicht nur die Arbeiter und die Bauern, sondern auch die Soldaten wurden immer ungeduldiger. Über ihre Stimmung schreibt eine der Zentralfiguren in der nach dem Sturz des Zaren entstandenen Provisorischen Regierung, Alexander Kerenski:

Nach drei Jahren bitteren Leidens fragten sich Millionen kriegsmüder Soldaten: Warum muss ich jetzt sterben, wenn in der Heimat ein neues, freieres Leben beginnt?

Dass die russischen Soldaten nicht bereit waren, die Früchte der in der Februarrevolution neu gewonnenen Freiheit vor dem äußeren Feind zu verteidigen, stellte für die Vertreter der national gesinnten liberalen Kreise Russlands eine gänzliche Überraschung dar. Sie waren davon überzeugt, dass die Einstellung der Bevölkerung zum Krieg, sich nach dem Sturz der unpopulären Romanow-Dynastie, radikal ändern würde. Sie erwarteten eine revolutionäre Kriegsbegeisterung vergleichbar derjenigen, die im revolutionären Frankreich nach dem Ausbruch des Krieges gegen die legitimistischen Mächte geherrscht hatte. Nichts dergleichen ist aber geschehen. Die von den Fesseln der Militärdisziplin befreiten Soldaten strebten jetzt in erster Linie die sofortige Beendigung des Krieges an und verließen massenweise die Front, um sich an der von ihnen erwarteten „schwarzen Umverteilung“ (einer radikalen Agrarreform) zu beteiligen. Da sie, trotz ihrer Ablehnung des Krieges, ihre Gewehre behielten, hing das weitere Schicksal des Landes nicht unerheblich von ihren politischen Präferenzen ab. Alle Parteien im Lande warben um ihre Gunst. Nicht zuletzt deshalb hat Putin, wie bereits eingangs erwähnt, panische Angst vor einer vergleichbaren Konstellation im heutigen Russland.

1917 vs. 2022/23

Es stellt sich nun heraus, dass Russlands demokratische Opposition, die den schändlichen Krieg Putins gegen die Ukraine vehement ablehnt, für Putins „Machtvertikale“ bei Weitem nicht so gefährlich ist, wie einige seiner radikal gesinnten Verbündeten, die den politischen bzw. militärischen Kurs des Kreml-Diktators nicht für entschlossen genug halten bzw. nach einer Revitalisierung des aus ihrer Sicht morschen Putinschen Systems streben. Bereits die wütende Reaktion des rechtsradikalen Publizisten Alexander Dugin auf die Aufgabe der Stadt Cherson durch die russischen Truppen im November 2022 zeigte, wie tief die Risse im Lager der radikalen russischen Nationalisten sind. In einem Schreiben, das im Internet kursierte, hob Dugin hervor, dass nicht die russischen Generäle, sondern der im Kreml herrschende Autokrat die alleinige Schuld für diese Niederlage trage: „Die Autokratie hat ihre Kehrseite“, so Dugin: „Die absolute Machtfülle im Erfolgsfall, aber auch die absolute Verantwortung im Falle einer Niederlage“.

Nicht zuletzt deshalb plädierte Dugin, wenn auch indirekt, für die Entmachtung Putins.
Später hat sich Dugin von diesem Schreiben distanziert und behauptete, es sei nicht authentisch. Wie dem auch sei: Von einer Geschlossenheit im Lager der radikalen russischen Kriegstreiber kann keine Rede sein. So meinen einige nationalistisch gesinnte Autoren, dass „Russland nun (wegen des Scheiterns der ursprünglichen Kriegspläne Putins) vor einem psychologischen Zusammenbruch“ wie am Vorabend der Februarrevolution von 1917 stehe. So sind also die Ereignisse von 1917 im innerrussischen Diskurs ständig präsent. Die Revolte Jewgeni Prigoschins verlieh diesem Diskurs eine neue Dimension. Da die Umstände, die zu dieser abrupt abgebrochenen Rebellion führten, immer noch im Dunkeln liegen, möchte ich hier nicht über die Motive Prigoschins und über die Details des Deals, der zur Beendigung dieser Aktion führte, spekulieren. Einige Schlussfolgerungen aus diesem spektakulären Putschversuch kann man aber wohl ziehen:

1.Die gänzliche Entpolitisierung der Gesellschaft, die zum Wesen der Putinschen „gelenkten Demokratie“ zählt, führt letztlich dazu, dass das Regime keineswegs mit der freiwilligen Unterstützung der Bevölkerung in akuten Krisensituationen rechnen kann. Entmündigte Menschen neigen selten dazu, die Eigeninitiative zu entwickeln. Die Bilder aus der von der Wagner-Gruppe besetzten Stadt Rostow belegen dies in beeindruckender Weise.

2. Die kampflose Aufgabe der Stadt Rostow wie auch anderer von den Wagner-Truppen besetzten Städte zeigt, dass auch die vorbehaltlose Unterstützung des Regimes durch die angeblich allmächtigen Sicherheitsorgane keineswegs selbstverständlich ist. Was die russischen Streitkräfte anbetrifft, so stellten sie keineswegs eine geschlossene Phalanx dar, die sich um den von der Rebellion bedrohten Staatspräsidenten scharte. Die Tatsache, dass die Einnahme des Hauptquartiers des südlichen russischen Militärbezirks in Rostow durch die Wagner-Truppen widerstandslos hingenommen wurde, stellte ein anschauliches Indiz dafür dar. Abgesehen davon, hatte Prigoschin, wie man inzwischen weiß, auch innerhalb der russischen Militärführung Sympathisanten.

3. Besonders gefährlich für das Regime kann aber die Tatsache sein, dass Prigoschin durch einige seiner Aussagen das Putinsche Kriegsnarrativ in Frage stellte. Seinen Überfall auf die Ukraine, der am 24. Februar 2022 erfolgte, begründete Putin durch die angeblich akute Gefahr, die Russland seitens der Ukraine wie auch seitens der NATO drohte. Was in diesem Zusammenhang erschüttert, ist die Tatsache, dass diese verlogene Argumentation für die Mehrheit der Russen plausibel zu sein schien. Die Umfrageergebnisse mehrerer russischer Meinungsforschungsinstitute, auch des renommierten Lewada-Zentrums, bestätigen dies. So wie das Gefühl der gekränkten nationalen Eitelkeit das alles beherrschende Handlungsmotiv der national gesinnten Kreise in der Weimarer Republik dargestellt hatte, werden nationalgesinnte russische Gruppierungen durch die „imperialen Phantomschmerzen“ geplagt, und streben nach einer wenigstens partiellen Restauration der im Dezember 1991 aufgelösten Sowjetunion. Nicht zuletzt deshalb wurde die Putinsche Annexion der Krim im März 2014 so euphorisch von vielen Russen begrüßt. Die Gegner des damals ausgebrochenen „patriotischen Tsunami“ (Nowaja gaseta), z. B. Boris Nemzow, befanden sich in der Minderheit. Auch den am 24. Februar 2022 begonnenen schändlichen Krieg Putins gegen die Ukraine wie auch seine propagandistische Begründung lehnte nur eine Minderheit der Russen ab, wobei es sich bei dieser Minderheit vor allem um Vertreter des demokratischen Lagers handelte. Die Tatsache, dass nun auch Prigoschin das Putinsche Kriegsnarrativ massiv anzweifelt, und meint, dass weder die Ukraine noch die NATO geplant hätten, Russland anzugreifen, verleiht der innerrussischen Kritik an der offiziellen Kriegsbegründung eine neue Dimension. Denn diese Zweifel äußert einer der brutalsten Vertreter des Putinschen Systems. Und mit dieser Infragestellung des Putinschen Kriegsnarrativs steht Prigoschin sicherlich nicht allein. Dazu schreibt Clemens Wergin in der „Welt“ vom 26.6.2023 Folgendes:

Prigoschin hatte…mit seinen Aussagen über die Unsinnigkeit des Krieges und die Unfähigkeit der Militärführung das kanalisiert, was offenbar viele russische Soldaten über diesen Krieg denken…Die Schwäche des Putin-Regimes, die sich am Samstag offenbarte, dürfte die Zweifel der Soldaten nur mehren, ob dieser Krieg noch für Russland entschieden werden kann.

Und erneut fühlt man sich hier an das Jahr 1917 erinnert.

Leonid Luks

Der Prof. em. für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurde 1947 in Sverdlovsk (heute Ekaterinburg) geboren. Er studierte in Jerusalem und München. Von 1989 bis 1995 war er stellvertretender Leiter der Osteuropa-Redaktion der Deutschen Welle und zugleich Privatdozent und apl. Professor an der Universität Köln. Bis 2012 war er Inhaber des Lehrstuhls für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Er ist Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte.

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