Love is real

Eine Liebeserklärung an den am 14.6.2008 verstorbenen Jazzmuskier Esbjörn Svensson von Clemens Haas.


Bild von ktphotography auf Pixabay

Ich mach jetzt mal was, das man sich nur als wahnsinnig erfolgreicher und damit finanziell unabhängiger Kolumnist leisten kann: Ich breche die Regeln und nutze meine enorme Reichweite, um etwas zu promoten, von dem ich nicht wirklich viel Ahnung habe: Jazz.

Nicht wirklich viel Ahnung haben heisst aber nicht, dass man etwas nicht trotzdem auch lieben kann. Wirklich Ahnung habe ich tatsächlich nur von klassischer Klaviermusik, schon bei Orchesterzeugs ist mir etwa mein Bruder repertoiremäßig überlegen, bei Pop bei sehr sehr weitem der Marco aus der allerersten Kolumne, bei Jazz etwa mein Kommilitone Manfred usw. Und es geht bei den Bach- und Sachgeschichten ja auch ganz genau darum: Musik zu lieben, auch wenn einem die ganz große „Ahnung“ fehlt.

Ich liebe das andere Zeug nämlich auch. Auch Pop. Ganz am Anfang in meiner Kindheit und frühen Jugend war ich zwar noch sehr sehr streng und habe fast nichts anderes gelten lassen außer klassischer Musik. AUSSER den Beatles, die waren schon immer genehmigt. Später kam dann alles mögliche dazu, auch Sachen, die Sie mir vermutlich gar nicht zutrauen. Und als junger Erwachsener bezeichnete ich Prince als den größten lebenden Musiker.

Wo war ich?

Ich bin zu jung, um zu wissen, wo ich war, als JFK starb. Ich erinnere mich aber sehr genau daran, wie ich im Schulbus saß, als die Nachricht von der Ermordung John Lennons im Autoradio lief, wie ich bei Penny an der Kasse stand und beim Handy-Daddeln die Todesnachricht von Prince las, und wie ich vor dem Laptop saß, als ich vom Tod Esbjörn Svenssons hörte. Und genau den möchte ich Ihnen heute empfehlen. Ich bin etwas spät dran, denn schon am 14. Juni war es 12 Jahre her, dass er starb. Aber besser 6 Tage zu spät als nie.

Ich kann mich auch an genau zwei Menschen erinnern, die ich auf den ersten Blick (oder besser: Lausch) liebte: Daniil Trifonov und Esbjörn Svensson (in chronologisch umgekehrter Reihenfolge).

 

Dazu sollte ich jetzt nach dem Gesetz der Kolumnisterei etwas sagen. Mach ich aber nicht. Sondern klatsche Ihnen einfach so kommentarlos einen weiteren Clip hin. Break the rules.

 

Was für ein herrlich unendliches und vielfältiges Universum die Musik ist, schon allein das winzige und doch schon fast unerschöpfliche e.s.t.-Teiluniversum. Stöbern Sie mal bei youtube rum: e.s.t.

Und jetzt breche ich die unbrechbarste aller unbrechbaren Regeln und ende NICHT mit Daniil Trifonov. Wobei das Schlusswort dann auch für ihn gilt.

 

If we meet again I tell you how I feel. I tell you love is real.

Clemens Haas

Clemens Haas, geb. 1968, hat Mathematik und Philosophie durchaus studiert mit eifrigem Bemühn, dann aber doch zurück gefunden zur ersten Liebe, Klavier und Tonmeisterei und dieses Studium dann auch abgeschlossen. Er arbeitet als freier Toningenieur und Komponist für ÖR und private Rundfunk- und Fernsehanstalten und für die Werbeindustrie.

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