Paul Verhoevens „Black Book- Das schwarze Buch“
Fred Grögers Januar-Filmtipp: „Black book“ von Paul Verhoeven. Raffiniertes Widerstandsdrama in den von den Nazis besetzten Niederlanden
Vorab-Hinweis der Fredaktion: Als ich das letzte Mal so etwas wie eine Review geschrieben habe, hatte sich eine Facebooknutzerin darüber beschwert, dass die besprochene Serie auf Netflix lief. Sie wollte das nächste Mal etwas, das man auch ohne „Netdings und so“ sehen kann. Ich fand die Idee gar nicht so schlecht und habe deshalb beschlossen, ab jetzt so oft wie es mir möglich ist, Empfehlungen für Filme zu geben, die man zeitgleich selbst „umsonst“ auf legalen Internetportalen ansehen kann. Diese Portale, die ich dafür nennen werde, wie „Netzkino“ oder „Weloadtv“, begehen keine Urheberrechtsverletzungen, sondern besitzen die Lizenz des jeweiligen Rechteinhabers eines Films, um diesen dann auf ihrer Plattform zu streamen. 100 % legal.
Jetzt zum Film…
Raffiniertes Widerstandsdrama in den besetzten Niederlanden
Viele kennen vielleicht den Namen des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven. Ich könnte jetzt Filme aufzählen, wie die schon satirischen Science-Fiction-Streifen „Robocop“ (1987) und „Starship Troopers“ (1997), oder den Crime-Thriller „Basic Instinct“ (1992). In diesem Fall würde diese Aufzählung aber nicht taugen, um vom Stil des Regisseurs Schlüsse auf den Film „Black Book“ zu ziehen. Verhoeven wechselte häufig zwischen Stilmitteln, wurde genauso bejubelt wie beschimpft, da er in einigen Filmen bewusst auf überzeichnete Gewaltdarstellungen, in anderen Filmen auf nahezu pornographische Szenen setzt. Er löste in seiner bisherigen Karriere oft Kontroversen aus. Auch bei einem bekennenden Fan wie mir.
Es soll hier aber nicht wirklich um das Gesamtwerk von Paul Verhoeven gehen, sondern einzig darum, dass er 2006 (mit einiger Produktionsvorarbeit) wieder in seine Heimat, die Niederlande, zurückkehrte, um sich den persönlichen Wunsch zu erfüllen, das von ihm und Gerard Soeteman verfasste Drehbuch zu „Zwartboek“/“Black Book“ zu verfilmen, das zu einem gewissen Teil auf einer wahren Geschichte basiert.
Jenseits von Hollywood-Logik und auch jenseits von Guido Knopp-Kitsch
Die Erzählung vom „schwarzen Buch“ dreht sich um die niederländische Jüdin Rachel (gespielt von Carice von Houten), die sich am Anfang der Geschichte in der Scheune einer bäuerlichen Familie vor den Nazis verstecken kann.
Schon in den ersten Szenen zeigt der Film etwas Ungewöhnliches für das Genre: In einer Sequenz, in der Rachel am gemeinsamen Mittagsmahl der ihr Unterschlupf gewährenden Familie teilnimmt, darf sie erst essen, nachdem sie, wie ein Kind, einen Bibelvers zitiert. Gefolgt wird dies von Sprüchen des Familienoberhauptes, dass „die Juden auch irgendwie an ihrem Schicksal mitschuldig seien, weil sie sich nicht zu Jesus bekannt hätten“. Ja, dieser Mann hilft ihr. Er versteckt sie. Aber trotzdem ist sein Weltbild von antijudaistischen Ansichten geprägt.
Und das ist ein Thema, das sich auch im Laufe der weiteren Handlung immer wieder durchsetzt und für den Zuschauer, der sich konsequent mit Rachel als Protagonistin identifiziert, eine paranoide Grundstimmung erzeugt. Auch von den anderen Charakteren, die sie unterstützen, werden häufig antisemitische oder antijudaistische Vorurteile geäußert.
Man weiß nicht, wem die Hauptfigur vertrauen kann
Ohne zu viele Drehungen und Wendungen in der Story zu verraten, Rachel kann nicht in ihrem Versteck bleiben und gelangt im Anschluss an eine gescheiterte Flucht zum niederländischen Widerstand, wird sogar ein wesentlicher Teil einer Untergrundtruppe. Die ohnehin ständige Bedrohung von Entdeckung und Verrats steigt weiter an, als sie zur Agentin wird, die sich für den Widerstand mit einem Wehrmachtsoffizier (gespielt von Sebastian Koch) einlässt.
Aber mehr will ich nicht sagen, um die Spannung nicht zu verderben.
Fazit
Der Film ist in seiner Spannung am ehesten mit einem Hitchcock-Klassiker vergleichbar.
Es wird nicht moralisiert, oder mit Überzeichnungen übertrieben; er ist ein harter, realistisch wirkender Agententhriller, mit einer exzellenten Besetzung und einer unwahrscheinlich guten Hauptdarstellerin, die vom verfolgten Opfer zu einer aktiven Widerstandskämpferin wird. Mit einigen Überraschungen.
FSK ab 16 Jahren
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