Der Historiker Leonid Luks ist einer der wichtigsten Experten für die neuere Geschichte und die Gegenwart Russlands. In seiner Kolumne Russland zwischen Ost und West bietet er fundierte Analysen gegenwärtiger Entwicklungen und ordnet sie in den historischen Kontext ein.
Nach der Beendigung des Ost-West-Gegensatzes Ende der 1980er Jahre schien Europa seine Jahrzehnte lange Spaltung überwunden zu haben.
Leonid Luks zeigt ind seinen Beiträgen: Russland verwandelte sich aus einem Kontrahenten in einen Partner des Westens. Nun ist aber die damalige Euphorie längst verflogen. Die Isolationisten auf beiden Seiten des nicht mehr vorhandenen „eisernen Vorhangs“ nehmen an Stärke zu. In Russland besinnt man sich auf den „russischen Sonderweg“, im Westen beginnt man am europäischen Chatakter Russlands zu zweifeln. Wohin führt die erneute Entfremdung zwischen Ost und West?
Der Kniefall von Willy Brandt in Warschau jährt sich heute zum 55. Mal. Vor fünf Jahren, zum 50. Jahrestag, erschien diese Kolumne von Leonid Luks, die das Ereignis in den Prozess der Versöhnung zwischen Polen und Deutschland einordnete – eine Versöhnung, die heute wichtiger ist denn je.
Nikolaj Berdjajew, dessen 150. Geburtstag vor kurzem gefeiert wurde, gehörte zu den wenigen russischen Exildenkern, die im Westen zu beträchtlichem Ruhm gelangten. Gefestigt wurde dieser Ruhm in erster Linie durch seine Schrift „Das Neue Mittelalter“, die er kurz nach seiner Ausweisung aus Sowjetrussland veröffentlichte, und deren Erscheinen sich im Jahre 2024 zum 100. Mal jährte. Historische Kolumne von Leonid Luks.
Die Erfolge der Rechtspopulisten und die Erosion der bis dahin als selbstverständlich geltenden Gewissheiten veranlassen einige Autoren dazu, in der heutigen Krise, die den Westen erschüttert, eine Art Neuauflage der Vorkommnisse der 1930-er Jahre zu sehen. Nicht zuletzt deshalb gewinnt die Frage nach den Ursachen für den Zusammenbruch der europäischen Ordnung in der Zwischenkriegszeit einen aktuellen Bezug. Dabei darf man nicht vergessen, dass sich dieser Zusammenbruch nicht über Nacht vollzog. Er hat sich lange angebahnt und an Warnern hat es nicht gefehlt. Besonders sensibel reagierten manche russische Exildenker auf die Vorboten dieser Krise. Sie begriffen, dass die bolschewistische Revolution nur den ersten Akt des allgemeinen europäischen Zivilisationsbruchs darstellte und versuchten die Öffentlichkeit in ihren jeweiligen Gastländern vor der sich anbahnenden Katastrophe zu warnen. Mit einem dieser Warner – dem russischen Exilhistoriker Georgij Fedotow (1886–1951) –, dessen Schriften nur selten in westliche Sprachen übersetzt wurden, befasst sich Leonid Luks in dieser Kolumne.
Vor etwa 85 Jahren, im August 1940, wurde Lew Trotzki von Ramón Mercader, einem Agenten des stalinistischen Geheimdienstes, ermordet. So verstummte die Stimme eines der unbeugsamsten Gegner Stalins innerhalb der kommunistischen Bewegung. Mit einigen Aspekten der Fehde zwischen den beiden bolschewistischen Führern, die eine lange Vorgeschichte hat, möchte ich mich in dieser Kolumne befassen.
Seit der russischen Annexion der Krim, vor allem aber seit dem von Putin am 24. Februar 2022 begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine, verdüstert sich die Stimmung im Westen unentwegt. Man spricht zwar nicht vom „Ende der Geschichte“ wie Francis Fukuyama dies 1989 noch euphorisch verkündet hat, jedoch vom „Ende des Westens“. Dies vor allem nach dem erneuten Sieg Donald Trumps bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Die These vom „Ende des Westens“ ist aber nicht neu. Im Verlauf der letzten 100 Jahre wurde sie in den besonders dunklen Stunden der europäischen Geschichte immer wieder geäußert. Mit einigen solchen Phasen möchte ich mich in dieser Kolumne befassen. Von Leonid Luks.
In dieser Kolumne möchte ich mich mit einigen bekannten und weniger bekannten politischen Prognosen befassen, die eine Gemeinsamkeit verband: Sie waren verfrüht und haben praktisch ein Jahrhundert übersprungen. Von Leonid Luks.
In der Zwischenkriegszeit war die Sowjetunion durch den sogenannten „Cordon sanitaire“ von der Außenwelt abgeriegelt. In den osteuropäischen Staaten, die sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft befanden, herrschten in der Regel antisowjetische Regime. Sie wurden von Moskau als Vorposten des „kapitalistischen Klassengegners“ angesehen. Vor etwa 80 Jahren gerieten aber beinahe alle diese Länder unter sowjetische Hegemonie. Historische Kolumne von Leonid Luks.
Im polnischen Katholizismus erhielten die Kommunisten im Grunde zum ersten Mal seit Oktober 1917 einen innenpolitischen Kontrahenten, der für sie nicht nur zu einem vorübergehenden, sondern zu einem permanenten Ärgernis werden sollte. Dieser Sachverhalt war keineswegs mit einer besonderen Militanz des polnischen Katholizismus verknüpft. Im Gegenteil. Der Erfolg der Kirche in ihrem Überlebenskampf war in Polen in erster Linie durch die erstaunliche Flexibilität der maßgeblichen kirchlichen Kreise bedingt. Dennoch wäre die Flexibilität allein keineswegs ausreichend dafür gewesen. Auch andere Kirchen und Konfessionsgemeinschaften im ehemaligen Ostblock versuchten dem Frontalangriff der neuen Herrscher durch Kooperationsbereitschaft und Nachgiebigkeit zu begegnen. Sie wurden trotzdem ihrer Eigenständigkeit beraubt. Was die polnische Kirche von diesen Gruppierungen unterschied, war die Tatsache, dass sie die Kompromissbereitschaft mit Festigkeit verband, wenn es um ihre ethischen und weltanschaulichen Grundprinzipien ging. Eine besondere Rolle spielte in diesem Zusammenhang die im März 1945 in Krakau gegründete Zeitschrift „Tygodnik Powszechny“.
Dass siegreiche Koalitionen nach der Bezwingung des gemeinsamen Gegners zerfallen, stellt in der neueren Geschichte eher die Regel dar. So verhielt es sich mit der antinapoleonischen Allianz nach der Bezwingung des französischen Kaisers, mit der antirussischen Koalition des Krimkrieges oder mit der Antihitler-Koalition. Die durch Donald Trump herbeigeführte Erosion der westlichen Allianz gerade in dem Moment, in dem ihr gemeinsamer Gegner – der neoimperiale russische Revisionismus – an Stärke gewinnt, stellt eher ein Novum dar. Kolumne von Leonid Luks.
Seit dem 20. Januar 2025 leben wir in einer Welt, die über keine globalen Ordnungsfaktoren mehr verfügt. Joe Biden war sich noch darüber im Klaren, wie wichtig es für die USA sei, über die Welt als Ganzes zu denken: „Es ist die amerikanische Führung (allein), welche die Welt zusammenhält“, sagte er am 19. Oktober 2023. Bei Donald Trump wären solche Worte kaum denkbar.
Vor 120 Jahren fand in Russland eine Revolution statt, die endgültig zeigte, dass die revolutionäre russische Intelligenzija – die wohl kompromissloseste Widersacherin der zarischen Autokratie – sich nicht mehr im gesellschaftlichen Niemandsland befand. Ihr langgehegter Traum, eine Brücke zum Volk zu schlagen, hatte sich jetzt verwirklicht. Auch bei den Unterschichten wurde nun allmählich die Verehrung des Zaren durch den bedingungslosen Glauben an die Revolution ersetzt. Historische Kolumne von Leonid Luks.
Lenin bezeichnete das Zarenreich wiederholt als das „schwächste Kettenglied des Imperialismus“. Die Ereignisse des Jahres 1917 schienen diese These zu bestätigen. Im Februar 1917 zerbrach die Zarenmonarchie als das erste Regime im damaligen Europa an den Herausforderungen des Ersten Weltkrieges. Acht Monate später erging es der auf den Trümmern der Zarenmonarchie errichteten „ersten“ russischen Demokratie ähnlich. Auf deren Ruinen wiederum wurde das erste totalitäre Regime der Moderne aufgebaut. Im August 1991 wurden die bolschewistischen Bezwinger der „ersten“ russischen Demokratie ihrerseits entmachtet. Dennoch entwickelte sich der nach der Auflösung des Sowjetregimes entstandene russische Staat erneut zum „schwächsten Glied“ der internationalen Ordnung und zum Experimentierfeld für utopistische Entwürfe unterschiedlichster Art. Man kann sich insoweit nicht des Eindrucks erwehren, dass die russische Geschichte in gewisser Hinsicht einen zyklischen Charakter hat. Historischer Essay von Leonid Luks.
Vor sechzig Jahren stürzte die Führung der KPdSU zum ersten Mal in der Geschichte des im Oktober 1917 entstandenen sowjetischen Staates den amtierenden Parteichef. Mit den Ursachen für diesen Vorgang wie auch mit dem politischen Wirken des am 14. Oktober 1964 entmachteten Nikita Chruschtschow befasst sich die folgende Kolumne von Leonid Luks.
Im Jahre 1924 schienen die Europäer die Nachkriegskrise, die den Kontinent seit Ende 1918 erschüttert hatte, überwunden zu haben. Dennoch stand die mühsam errungene europäische Stabilität auf brühigem Fundament. Kolumne von Leonid Luks.
Vor hundert Jahren verlor Leo Trotzki, der zu den wichtigsten Urhebern des bolschewistischen Staatsstreiches vom 7. November 1917 zählte, den Kampf um die Nachfolge Lenins. Den Umständen, die zu Trotzkis Niederlage führten, ist diese Kolumne von Leonid Luks gewidmet.
Durch seine zerstörerische Außenpolitik sowie durch die Erschaffung einer propagandistischen Parallelwelt, in der die wahren Sachverhalte buchstäblich auf den Kopf gestellt werden, hat Putin Russland innerhalb kürzester Zeit aus der Moderne, zu deren Wesen der permanente Diskurs gehört, quasi herauskatapultiert. In Putins „Mikrokosmos“, der eine Fläche von etwa 17 Millionen Quadratkilometern umfasst, sind Diskurse durch Monologe eines autokratisch herrschenden Amateurhistorikers abgelöst worden, der apodiktisch verordnet, welche Interpretation der russischen und der europäischen Geschichte als „wahr“ gelten soll. So nimmt Russland, zumindest das „offizielle“ Russland, Abschied vom dreihundertjährigen petrinischen Erbe, als der Revolutionär auf dem russischen Thron Russland durch einen Kraftakt in das „Konzert der europäischen Mächte“ eingeführt hatte. Nun kehrt das Land in den vorpetrinischen Isolationismus zurück.
Die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eingeleitete „Zeitenwende“ erinnert fatal an manche Kapitel des katastrophalen 20. Jahrhunderts, die im Allgemeinen als aufgearbeitet und überwunden galten. Nun müssen wir uns erneut fragen, warum es zum damaligen Zivilisationsbruch kam. Warum taten unsere Vorfahren zu wenig, um sich den selbstzerstörerischen Tendenzen in ihren jeweiligen Gesellschaften entgegenzustellen? War es Kurzsichtigkeit oder böser Wille? Von Leonid Luks.
Den Tod des unbeugsamen russischen Regimekritikers Boris Nemzow infolge eines heimtückischen Attentats vom 27. Februar 2015 hat das Putin-Regime beinahe unbeschadet überstanden. Wird auch der Tod Alexej Nawalnys keine gravierenden Folgen für das herrschende Establishment in Russland nach sich ziehen?
Diese Webseite benutzt Cookies, um Ihre Benutzererfahrung zu verbessern. Sie können der Benutzung von Cookies hier zustimmen oder sie ablehnen. EinstellungenZustimmen
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may have an effect on your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.