Waltari lesen (1)

Bei historischen Romanen unterscheidet man drei Epochen: Vorwaltari, Waltari und Nachwaltari. Mehr braucht man über dieses Genre nicht zu wissen


Der Mann, der Pate stand für eine Rockband und einen Asteroiden

Sinuhe der Ägypter

Nachdem wir uns bei der letzten Sonntagabendredaktionssitzung darauf verständigt hatten, dass ich neben „Hank im Wohnzimmer“ und „Gesoffen wird immer“ zwischendurch auch mal eine Kolumne zu einem seriösen Thema einreichen darf und um einen Vorschlag gebeten wurde, antwortete ich spontan: Mika Waltari und erntete von den Kollegen bloß ein verständnisloses Schulterzucken: »Hä, was ist das denn? Ein neues Möbel von IKEA?« … »Ich erklär’s euch bis Dienstag«, rief ich und lief zur Tür, denn es war weit nach Mitternacht, und ich wollte zurück nach Hause, wo noch hundert unbeantwortete Facebook-Kommentare auf mich warteten.

Mika Waltari im Jahr 1935
(Quelle: Wikipedia. Foto gemeinfrei)

Vor und nach Waltari

In Anlehnung an Clemens Haas‘ Einteilung der Musikgeschichte in Vorbach, Bach und Nachbach unterscheidet man bei historischen Romanen ebenfalls drei Epochen: Vorwaltari, Waltari und Nachwaltari. Beginnen wir, weil das gut an den Anfang passt, mit seinem Kurzlebenslauf: Geboren im September 1908 als jüngster von drei Söhnen eines Pfarrers in Helsinki. Gestorben im August 1979 ebenda. Er schrieb sich an der Universität für Theologie, Literatur und Philosophie ein, beendete die Studien bereits als 21-jähriger und startete in seine Berufskarriere als Journalist, Übersetzer und Literaturkritiker. 1938 gab er sein festes Arbeitsverhältnis auf und widmete sich von nun an ausschließlich der Schriftstellerei. Er übte mit Gedichten, Erzählungen und Kriminalgeschichten, bevor er ins historische Genre wechselte. Bereits sein erster Roman, veröffentlicht 1945, bedeutete den Durchbruch: Sinuhe der Ägypter.

Ägypten im 14ten vorchristlichen Jahrhundert, Neues Reich, 18-te Dynastie, Amenophis III stirbt, sein Sohn und Nachfolger schwört dem alten Götterglauben ab, huldigt einzig der Sonnenscheibe, nimmt den Namen Echnaton an und heiratet die bildhübsche Nofretete. Die fettgewordenen Amunpriester werden entmachtet, wandern in den Untergrund, von wo aus sie Ränke und Intrigen gegen den neuen Pharao spinnen. Der verlässt Theben, baut sich eine neue Hauptstadt 500 Kilometer flussabwärts, vernachlässigt die Außenpolitik, im Inneren bricht Bürgerkrieg zwischen den Anhängern Amuns und denen Atons aus, Hungersnöte und Seuchen breiten sich aus, die Feinde Ägyptens scharren mit den Hufen, bereiten sich auf die Invasion vor. Und von Anfang an immer dabei und mittendrin: der Arzt Sinuhe.

Die Faszination, die Sinuhe auf den Leser ausübt, hängt stark davon ab, in welchem Alter man ihn das erste Mal in die Hand nimmt. Ich war 15, als ich das Buch von einem Mitschüler mit den Worten ausgeliehen bekam: »Da sind ein paar ganz schön schweinische Szenen drin, hö hö«. Meine Neugier war sofort geweckt. Wer aber nun auf einen Roman à la Josefine Mutzenbacher oder gar was Pornografisches spekuliert, den muss ich bereits an dieser Stelle der Kolumne enttäuschen: nichts von alledem. Hin und wieder eine kleine Orgie und einer meiner Lieblingssätze, um demokratischen Sex zu beschreiben: legten wir uns gemeinsam auf eine Matte, um uns miteinander zu erfreuen. Das war’s schon in Punkto Erotik. Geschildert werden Kindheit, Jugend, Ausbildung, Wanderjahre, Tätigkeit als königlicher Schädelbohrer und Verbannung des Protagonisten Sinuhe, der als Baby wie Moses in einem Binsenboot auf den Wellen des Nils dümpelte, wo er von seinen zukünftigen Adoptiveltern am Ostufer Thebens aus dem Fluss gefischt wird.

Wer noch fähig ist, heiligen Schauer beim Lesen eines Textes zu empfinden, der wird schon von der Magie des ersten Satzes eingefangen:

Dies schreibe ich, Sinuhe, der Sohn Senmuts und seines Weibes Kipa, nicht um die Götter Kemets zu preisen, denn der Götter bin ich überdrüssig, nicht um Pharaonen zu verherrlichen, denn auch ihrer Taten bin ich müde, sondern um meiner selbst willen schreibe ich es.

Während er bei seinem Adoptivvater Senmut, einem Armenarzt, in die Lehre geht, streunt der junge Sinuhe durch das Nachtleben der 24/7 pulsierenden Hauptstadt. Dort lernt er Nefernefernefer, die Oberpriesterin der Katzengöttin Bastet kennen und verfällt dem doppelt so alten und völlig gefühlskalten Biest mit Haut und Haaren. Als Student versuchte ich mich daran, einzelne Kapitel neu zu schreiben. Hier Auszüge seiner Begegnung mit der Femme fatale:

Im Tempel der Katzenpriesterin

Nefer hatte mich zu einem Gastmahl geladen, das sie zu Ehren syrischer Kaufleute heute Abend in ihrem Tempel gab. Die Händler waren mit einer Karawane auf der langen Pharaonenstraße von Gaza über  Tanis und Memphis bis nach Theben gereist. Sie hatten Kupfer aus Zypern, schwere Stoffe aus Sidon, gewürzten Wein aus Ugarit, silberne Gefäße aus Babylon und das wertvolle hethitische Eisen geladen. Nach der wochenlangen Wanderung durch die Wüste und den Nil hinauf wollten sie heute Abend feiern und der Bastet ein Opfer bringen. Nefer als die oberste Priesterin der Katzengöttin hatte sie bei ihrer Ankunft in unserer Stadt herzlich willkommen geheißen. Als schlaue Krämer ehrten die Syrer sowohl ihre eigenen Götzen als auch die alten und ewigen Schutzherren Ägyptens.

Der Verschnittene führte mich über mehrere Stufen und verwinkelte Flure in einen von zahllosen Kerzen beleuchteten Saal. Fremde Laute drangen in meine Ohren. Syrische Musiker spielten unbekannte Waisen auf ihren mitgebrachten Instrumenten. Sklavinnen in unterschiedlichen Hautfarben tanzten in feinen, nahezu durchsichtigen Gewändern. Darunter Schwarze aus dem Lande Kusch, Hellhäutige von den Meeresinseln und eine Gelbe aus einem fernen Gebiet am Ende der Welt weit hinter Euphrat und Tigris. Die vogelnasigen Kaufleute lärmten und zechten. Sie zupften an den Röcken der Mädchen und rissen ihnen die Kleider vom Leib. Die Frauen hockten sich kichernd auf die Knie der Männer und kraulten deren langen Bärte. Sie fütterten sich gegenseitig mit Trauben und kleinen Kuchenstücken. Eine berauschte Tänzerin hatte sich ihrer Kleider entledigt und Wein zwischen ihre Brüste gegossen, die sie mit beiden Händen zusammenpresste, damit die Flüssigkeit nicht herauslaufen konnte. Dann bot sie sich den Gästen an. Die tranken gierig und legten der Sklavin zur Belohnung Kupfermünzen auf die Zunge. Die fremde Musik wurde schneller. Das Blut stieg mir zu Kopf und hämmerte in meinen Schläfen.

Wo war Nefer? Ich konnte die Priesterin nicht entdecken. Ich leerte Krug um Krug. Meine anfängliche Schwerelosigkeit verwandelte sich allmählich in eine bleierne Müdigkeit. Die ersten Syrer waren von ihren Polstern herabgesunken und schliefen auf dem harten Steinboden. Einige Kaufleute erbrachen sich und torkelten nach draußen. Die nackte Tänzerin taumelte weinend durch den Saal und suchte nach einem Mantel, um ihre Blöße zu bedecken.

»Nefer, bist du es?«
»Wer wagt es, das Wort an die Hohe Priesterin der Bastet zu richten?«
»Dein Freund Sinuhe.«
»Ich kenne keinen Sinuhe. Nur einen Knaben mit diesem Namen aus dem Tempel Amuns, der dort den Dreck vom Boden vor der göttlichen Statue aufwischen musste.«
»Das war ich.« Meine Stimme zitterte.
»Jetzt erinnere ich mich. Du sahst süß aus mit deinen braunen Locken. Es war ein Bild, wie es der Göttin gefiel.«
»Du hast dich mit mir auf meine Matte gelegt.«
»Ich tat es, um Bastet zu gehorchen. Die Katzengöttin hat meinen Körper benutzt. Und dir Sinuhe ist eine hohe Ehre zuteilgeworden, indem du mit mir schliefst. Wolltest du deine Jungfernschaft etwa für eine schmutzige Hafenhure aufbewahren? Du scheinst mir äußerst undankbar zu sein.«
»Du hattest mich zu deinem heutigen Fest eingeladen.«
»Wirklich? Ich kann mich nicht erinnern. Nun, du bist hier. Damit habe ich mein Versprechen eingelöst.«
»Mehr ist es nicht? Ich verzehre mich nach dir, Nefer.«
»Sinuhe, du bist ein dummer Junge. Deine Liebeskünste waren kläglich. Deine spitzen Knochen haben mir böse Flecken auf meiner Haut verursacht. Selbst dieser betrunkene Haremhab hat mir mehr Befriedigung verschafft als du. Und ihr seid im selben Alter.«
»Du hast dich mit Haremhab ergötzt?«
»Warum nicht? Ich bin die oberste Katzenpriesterin. Ich teile mein Lager, mit wem ich es möchte. Und nun nimm deinen nach Wein und Erbrochenem stinkenden Freund mit, bevor meine Diener ihn in den Fluss werfen, wo ihn die Krokodile fressen werden.«
»Kann ich morgen wiederkommen, Nefer?«
»Du langweilst mich, Sinuhe. Frage in drei Tagen nach mir. Am frühen Abend. Denn ich schlafe gewöhnlich bis in die Nachmittagsstunden hinein. Das Amt als Stellvertreterin der Bastet ist sehr kräfteraubend. Vielleicht kannst du mir einen Gefallen tun.«

….

[zwei Seiten später]
Die Wächter erkannten mich dieses Mal sofort und öffneten mir stumm das schwere bronzene Tor des Heiligtums. Ein feister schwarzer Sklave führte mich in die Gartenanlage des Tempels. In der Mitte, umgeben von künstlich bewässerten Blumenbeeten, befand sich ein kleines Schwimmbassin. Darin badete Nefer. Ihr glattrasierter Schädel glänzte in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Die wohlgeformten Brüste wiegten sich an der Oberfläche des in goldenen Tönen leuchtenden Wassers. Der sorgfältig enthaarte Körper schimmerte alabasterfarben. Aus ihrem Katzengesicht lächelte mir ein kirschroter Mund entgegen.
»Sinuhe, du glotzt wie ein dummer Karpfen. Zieh dich aus und spring zu mir ins kühle Wasser.«
»Gerne«, stammelte ich.
»Du bringst mich zum Lachen mit deinem kindlichen Ungestüm. Fass mich nicht an! Du versündigst dich an der Göttin.«
»Nefer, ich verglühe. Du musst mich erhören!«
»Die Freuden, die die Katzenpriesterin dir verschaffen kann, sind nicht umsonst.«
»Ich bin ein armer Schüler. Mehr als ein paar Kupfermünzen kann ich dir nicht geben.«
»Du beleidigst mich. Hältst du mich für eine alte, hässliche Dirne? Meine Dienste werden in Gold aufgewogen.«
»Über einen solchen Reichtum verfüge ich nicht«. Meine Augen füllten sich mit Tränen der Enttäuschung.
»Du kannst mir etwas anderes verschaffen, Sinuhe. Du bist der Assistent von Ptahor, dem königlichen Schädelbohrer?«
»Ja, der bin ich.«
»Er operiert hin und wieder bei euch im Haus des Lebens; oder?«
»Ja, das tut er.«
»Dann besorge der Göttin das Gehirn eines Patienten.«
»Das kann ich nicht. Du verlangst zu viel von mir, Nefer.«
»Dann wirst du mein Lager nicht teilen können. Gute Nacht. Ich habe zu tun. Neue Gäste mit wertvollen Geschenken für Bastet erwarten mich.«

In meiner Version lässt Nefer den jungen Sinuhe das Gehirn vor ihren Augen verzehren, bevor er sich entschließt, sie zu töten. In Waltaris Original zwingt sie ihn dazu, das Haus und die Grabstelle seiner Eltern zu verkaufen, woraufhin sich die beiden Alten umbringen, ihrem missratenen Sohn jedoch einen Brief hinterlassen, in dem sie Verständnis für seinen jugendlichen Leichtsinn äußern und ihm alles verzeihen. Tief zerknirscht schuftet Sinuhe neunzig Tage lang als Helfer im Haus des Todes, wo er die Leichen der Eltern selbst ausweidet, balsamiert und für die Reise gen Westen ins Totenreich des Osiris vorbereitet. Nachdem er sie in einer Nacht- und Nebelaktion im Tal der Könige verscharrt hat, verdingt er sich als ägyptischer Spion und beginnt ein unstetes Wanderleben, das ihn an alle Hot Spots der damaligen Welt führt: Babylon, Wassukanni (Hauptstadt Mitannis. Geburtsort Nofretetes), Hattusa (Reich der Hethiter. Schlimmste Widersacher Ägyptens), Kreta, Simyra (Phönizien) und die Stadt der Himmelshöhe (Jerusalem).

Der Roman lässt nicht mehr los

Wer den Roman einmal in die Finger bekam, den lässt die Handlung nicht mehr los, er wird ihn mehrmals lesen, denn das Buch entwickelt Suchtcharakter. Ich habe Menschen getroffen, die in der Lage waren, einzelne Passagen wortgetreu nachzuerzählen. Jeder treue Fan weiß, dass Sinuhe am Ende der Wanderjahre, zurückgekehrt in seine Heimatstadt, dort zum königlichen Schädelbohrer und engen Vertrauten Echnatons aufsteigt. Wir lachen über den pfiffigen Diener Kaptah, wissen, dass die schmackhaftesten gebratenen Gänse in Theben serviert werden, Krokodilschwanz für die antike Variante eines Doppelkorns steht, weinen über den frühen Tod seiner Verlobten Minea, die auf Kreta dem falschen Minotaurus zum Opfer fällt, freuen uns über die späte Liebe Merit, die gemeinsam mit dem kleinen Sohn vor seinen Augen vom Pöbel erschlagen wird. Alles, was Sinuhe anfasst, endet für diejenigen, die er liebt, tragisch. Einzig er überlebt und zieht am Ende desillusioniert an einen gottverlassenen Ort am Ufer des Roten Meers, wo er seine Geschichte in jahrelanger Arbeit auf Papyrus kritzelt.

Waltari wählte als Hintergrund seiner Erzählung einen Meilenstein der Weltgeschichte: den abrupten Übergang von der Vielgötterei zum Monotheismus. Auch wenn der Versuch damals scheiterte – Echnaton über drei Jahrtausende der Damnatio memoriae anheimfiel, bis ihn die Archäologen wieder ans Tageslicht beförderten -, die Idee blieb erhalten. Freud weist in seiner Abhandlung „Der Mann Moses und die monotheistische Religion“ an zahlreichen Stellen auf die Wurzeln Jahwes im alten Ägypten hin. Angeregt wurde Waltari durch den sogenannten Sinuhe-Papyrus. Dieser Text aus der Zeit der 12-ten Dynastie (Mittleres Reich) schildert zwar ebenfalls Flucht und Rückkehr eines Höflings, weist aber sonst bis auf den identischen Namen des Protas keine weiteren Parallelen zu unserem Sinuhe auf.

Mit dem Arzt Sinuhe hat Waltari einen neuen Heldentyp geschaffen: nicht stark, nicht zornig (wie Achill), nicht gebrochen, sondern schwach. Ein Held wider Willen. Ein Held, der nur dann zum Held wird, wenn die äußeren Umstände ihm keine andere Wahl mehr lassen. Der sich aus Heldentum nichts macht, sich im Anschluss an seine Taten bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt, über Selbstmord nachdenkt, dann aber – nachdem er aus der Melancholie erwacht – sofort wieder Party feiert. Ein Held, der mit Geld nicht umgehen kann, es verprasst und verschenkt. Ein Held, der sich gegen sein Gewissen zur Beteiligung an einem Giftkomplott breitschlagen lässt. Ein Held, der von den Armen keine Bezahlung verlangt, wenn er sie als Arzt behandelt. Ein Held, der manchmal feige ist, der weint und am Schluss die Schnauze gestrichen voll hat vom Leben am Hof, den ständigen Intrigen, der Schlechtigkeit der Menschen und nunmehr die Einsamkeit der Wüste der schlechten Gesellschaft Thebens vorzieht.

Einige Kritiker glaubten, im Setting Parallelen zur finnischen Gegenwart der frühen vierziger Jahre zu erkennen. Finnland war aufgrund des deutsch-russischen Nichtangriffspakts in weiten Teilen von der Roten Armee erobert, bevor 1941 die Wehrmacht einrückt und die Sowjets zurückdrängt. Die Anhänger Amuns als Faschisten und die Atonjünger als Kommunisten. Das Volk Ägyptens wie die Finnen jahrelang unentschlossen, zu welcher Partei man halten soll. Kann man sicher tun, schmälert jedoch meiner Meinung nach eher das Vergnügen, als dass diese Betrachtungsweise den Lesegenuss steigert. Was nützt es, im obersten Amunpriester Hitler und in Echnaton Stalin zu erblicken? M.E. wenig bis gar nichts. Ich sehe in Echnaton den religiös eifernden, aber letztlich unglücklichen König, in Haremhab den anfangs treuen General, der – als die Situation ausweglos erscheint – zum Verräter wird und in Eje den habgierigen Greis, der gerne Pharao anstelle des Pharao werden möchte. Im Hintergrund die stets undurchsichtige Nofretete. Und Sinuhe ist und bleibt Sinuhe. Für ihn gibt es sowieso kein entsprechendes Pendant in der Moderne.

Die Übersetzungen

Waltari schrieb in Finnisch. Und da dieses Idiom außer fünf Millionen Finnen und einer netten Kölner Bekannten von mir niemand beherrscht, wurde der Roman binnen kurzer Zeit in dreißig Sprachen übersetzt. Der lakonische Stil gewürzt mit Melancholie und einer guten Prise Humor blieb im Deutschen Gottseidank erhalten. Allerdings erfolgte die Übertragung, die Charlotte Lilius vornahm, nicht aus dem finnischen Original Sinuhe egyptiläinen, sondern beruht auf der leicht gekürzten schwedischen Übertragung des Publizisten Ole Torvalds.

Waltari beherrschte die Kunst, großes Detailwissen so locker aufzubereiten und in eine spannende Handlung einzuweben, dass man das Buch – 600 bis 800 Seiten je nach Ausgabe – in einem Rutsch binnen weniger Tage verschlingt. 2014 erschien bei Bastei Lübbe endlich die vollständige Version des Romans, was ein guter Anlass ist, ihn demnächst mal wieder in die Hand zu nehmen.

PS.: Die Verfilmung 1954 durch Regisseur Michael Curtiz mit Edmund Purdom als Sinuhe und Peter Ustinov in der Rolle des Kaptah flimmert zwar aufgrund viel Cinemascope schön bunt, ist aber im Stil eines typischen 50er-Jahre-Hollywood-Sandalenstreifens gedreht und hat mit dem Roman einzig den Titel gemeinsam.

In Teil 2 tauchen wir ein in die stets etwas unwirkliche Welt der Etrusker: Turms der Unsterbliche

 

 

 

Henning Hirsch

Betriebswirt und Politologe, Comicleser, Filmjunkie, Bukowski- und FC- (es gibt nur einen FC: nämlich den aus Köln) Fan, trockener Alkoholiker. In die Abstinenz startete er mit einem Roman: Saufdruck. Seitdem tippt er abends Kurzgeschichten und Gedichte. Da die Schreiberei alleine nicht satt macht, verdient er tagsüber seine Kaltmiete und die Kühlschrankfüllung mit Marketing & Orga. Henning Hirsch lebt im Bonner Süden und ist Vater von drei Kindern ... Wer mehr von ihm lesen möchte: www.saufdruck.de

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