Essen ist fertig! Heute: der Caesar’s Salad.

Die internationale Küche kennt eine Menge Klassiker mit spannenden Geschichten. Zur Entstehung, zum Genuß, zu den Meistern oder ihren Liebhabern. Wie auch immer, Bruno Schulz hat begonnen, diese Stories zu notieren und verwöhnt uns heute und in unregelmäßigen Abständen mit Anekdoten aus der Welt der Kulinarik. Heute präsentiert er uns den Caesar’s Salad.


„Widme dich der Liebe und dem Kochen mit ganzem Herzen.“ (Dalai Lama)

DNA

Ich bin Caesar’s-Salad-Junkie. Bekennend. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass er mir schmeckt. Wenn er gut gemacht ist, natürlich auch das. Schon seine Geschichte ist große Klasse. Denn seine DNA bedient sich aus den selben Quellen wie die epischen Mafiageschichten des ganz großen Hollywood-Gangsterkinos eines Francis Ford Coppola. Gesunde Küche mit Rotlichtvergangenheit sozusagen. Vitamine im Milieu. Heilige und Hure! Ich liebe das, wer nicht?

Familienbande

Der Caesar’s Salad gelangte zum allerersten Mal am 4. Juli 1924 auf die kulinarische Weltbühne. Und Cesare Cardini hieß sein nicht unumstrittener Impresario mit Wurzeln im mediterranen Mezzogiorno. Er betrieb seinen Club mit Ristorante in unverkennbar süditalienischer Handschrift. Capice? Das Lokal befand sich in Tihuana, was im Jahr 1924 besondere geostrategische Vorteile bot. In den USA wütete die Prohibition. Von daher war dort der Genuß von alkoholischen Getränken nicht gestattet. Aber in Mexiko ist man ja schon immer etwas lockerer umgegangen mit den Dingen. Mit den Menschen und ihren Bedürfnissen. Man hat ihnen ihren Lauf gelassen. Ein altes mexikanisches Sprichwort lautet: „Gott bewahre uns vor denen, die ständig beten.“ Das gibt der ganzen Sache einen verständlichen Rahmen. „Sodom und Gonorrhoe“: la vida loca.

Suff und Vitamine

Und so kam es, dass die Gringos am 4. Juli, dem Nationalfeiertag, zum Saufen über die Grenzstadt herfielen wie ein Tsunami. Und das ohne jedes funktionierende Frühwarnsystem. Die einfache Faustregel der semiprofessionellen Trinker heißt bis heute: „wer säuft, muss fressen!“ Der folgerichtige Ansturm auf die Restaurants war der ägyptischen Heuschreckenplage in biblischen Ausmaßen vergleichbar.

Der unerschütterliche wie umtriebige und geschäftssinnige Cesare kreierte aus dem ungeliebten, von daher noch reichlich vorhandenen Grünzeug und allem was seine Küche sonst noch so hergab den Salat, den wir bis heute in seiner Gedenken respektvoll lieben. Das fettreiche Dressing wurde vielen Gästen die wertvolle, überlebensnotwendige Grundlage für ihren exzessiven Alkoholmißbrauch und die Unmengen an Knoblauch haben vielleicht außerdem die eine oder andere ungewollte Schwangerschaft verhindern können.

Dankbarkeit

An diese „liebevoll, helfende Geste“ wollen wir immer denken, wenn wir ihn das nächste Mal bewusst bestellen und verzehren. Zum Beipiel begleitet von einem frischen Riesling von der Nahe.

The Making Of

Ähnlich einer guten Mayonnaise wird für das Dressing Eigelb mit Olivenöl, Knoblauch, frischem Zitronensaft, Worcestershire Sauce, Pfeffer und Salz aufgeschlagen. Die Emulsion wird mit knackigen Romanablättern vermengt. Die in Knoblauchöl gerösteten Croûtons und Späne vom Parmigiano Reggiano streut man locker darüber. Und da wir hier nicht päpstlicher als der Papst sind, finde ich es vollkommen legitim, den Caesar’s Salad mit Sardellenfilets, mit Avocado, Tomaten oder Garnelen, gebratener Geflügelbrust oder Bacon und anderen Features nach eigenem gusto zu ergänzen beziehungsweise zu perfektionieren.

Chacun à son goût, guten Appetit.

Bruno Schulz

Bruno Schulz ist zweiundfünfzig Jahre alt und Vater eines Sohnes. Er hat Innenarchitektur studiert und einiges Geisteswissenschaftliche. Nach einigen Stationen in Deutschland, Europa, in Asien und in Afrika arbeitet er als Designer, Texter und Moderator. Mit seiner Agentur schulzundtebbe (www.schulzundtebbe.de) entwickelt und pflegt er Marken. Er liebt und lebt das Storytelling und schreibt immer und leidenschaftlich. Essays, Short Stories, Reiseberichte, dies und das. Oft geht es dabei um die Liebe, das Leben, Genuß und Kultur. Und um Frauen, natürlich.

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