Liebe Menschheit,

Charly M Mayer mit einen Brandbrief an die Menschheit zum traurigen Zustand von Mutter Erde.


Liebe Menschheit,

Einst lebtest Du im Paradies. Menschen, Tiere, Pflanzen, überall Friede und Harmonie.
Unterschiedslose Ewigkeit. Kriege kanntest Du nicht und es gab keine Not.
Aber Du hast es gründlich vermasselt.
Deine Urahnen naschten vom Baum der Erkenntnis, knabberten an der verbotenen Frucht.

Seitdem sind wir Menschen böse und gut.

Verflucht war für uns von da an der Ackerboden.
Gegen Dornen und Disteln mussten wir kämpfen, und im Schweiße unseres Angesichts gegen Hunger und Not.
Die verbotene Frucht jedoch, sie wirkte.
Erfinderisch machte sie uns zum Herrscher über die Fische, die Vögel, über das Vieh, über alle Tiere des Feldes, des Waldes, über Pflanzen,
Steine, Luft, Wasser, und über alles Gewürm.
Im Schweiße unseres Angesichts wollten wir nicht nicht länger leben.
Wir erfanden das Segelschiff, das Bankenwesen, die Sklaverei, das Mikroskop, und das Teleskop, die Dampfmaschine und die Glühbirne.
Wir erfanden Verbrennungsmotoren, Antibiotika, Fließbänder, Raketen, Kernspaltung und Pestizide.
Durch die Schaffung von Wert aus dem Nichts machten wir den Bankier zum neuen Gott. Der alte war tot.

Liebe gute böse Menschheit,
Du warst sehr produktiv, immer mehr Wohlstand häuftest Du an, einen ungeheuren Reichtum, sehr ungleich verteilt.

In der ‘First World’ ist das Leben vieler Menschen sehr angenehm.

‚Siri‘ ruft unsere Freunde an und findet das beste Gyros im Kiez.
‚Alexa‘, mit der angenehm weichen Stimme, kennt unsere Wünsche, macht das Licht aus wenn wir zu Bett gehen und weckt sanft uns am Morgen, mit frisch gebrühtem Kaffee.
Ein Flug zur ‘Fashion Week’ nach Paris, zum ‘Burning Man’ nach Nevad a oder zur Biennale nach Venedig kostet uns wenig.
Gigantisch große Kreuzfahrtschiffe bringen uns zu den schönsten Küsten der Welt.
In unserem Auto sind wir König der Straßen.

Liebe gute böse Menschheit,
Amazon bringt Dir den neuesten ‘Gaming Chair’, die beste Feuchtigkeitscreme oder wichtige Ratgeber der Art „Wie Du Dich vom Diätzwang befreist.“
Zalando liefert Dir den neuesten Look. Gefällt er nicht, schickst Du ihn einfach retour.
Wienerschnitzel, Chicken Vindaloo oder Sushi bestellst Du dir müde am Abend nach Hause, direkt an die Tür.
All die Verpackungen sind einfach nur Abfall. Das lässt Dich unbekümmert, denn die riesigen Halden von Müll siehst Du so gut wie nie.
Geschäftstermine drängen Dich Tag für Tag nach London, New York oder Seoul und rasch wieder zum Hauptsitz zurück.
Das Flugzeug fliegt schnell, die Welt ist geschrumpft aber Zeit ist immer noch Geld.

Liebe gute böse Menschheit, im Sommer schwitzt Du nicht mehr, bei der Arbeit, im klimatisierten Büro.
Während im Winter draußen der eisige Wind die Schneeflocken treibt, in den wohlig beheizten Stuben hast Du es warm.
Auf dem Flatscreen schaust Du gebannt vielleicht ‘Godless’ von Netflix oder ‘The Hunger Games’, alles gestochen scharf in HD, ganz gemütlich
vom Sofa aus.

Alle Menschen lieben Komfort! Wer wollte auf ihn verzichten?

Dafür pumpen, schürfen und beuten wir Menschen den Planeten aus. Die gute Mutter Erde, die uns trägt.
So wie wir Menschen es mit Allem und Jedem machen.
Menschliche Setzung bestimmt wer Herr ist und wer Knecht.
Wem gehört Grönland und wem der brasilianische Regenwald? Wem gehört das Trinkwasser und wem das Meer?

Wir berufen uns stets auf das Gesetz, aber viel zu oft pfeifen wir auf die Vernunft.

Liebe gute böse Menschheit, Mutter Erde ist nicht Dein Untertan, das hast Du noch nicht kapiert.
Du verstehst nicht, dass ihr freundlicher Busen Dich nährt, dass Ihr fruchtbarer Schoß Dich gedeihen ließ.
Mit Unrat jeder erdenklichen Art, von Plastikmüll, über Elektroschrott, bis zum Atommüll scheißt Du Deinen Planeten zu.
Du vergiftest Luft, Böden und Meer.
Du bist ganz schön oft ein „fucking Motherfucker“, bei allem Respekt.

Die Gier der Menschen hat den Gleichmut von Mutter Erde langsam erschöpft.

Wir wissen es lange, aber was wir verdrängen sehen wir nicht.
Vom Weltall aus sind wir Menschen ungeheuer viel kleiner als Ameisen und die Erde ist duldsam und groß.

Luft und Meere werden zu warm. Ozeane sind dabei zu versauern.
Überall auf der Welt siechen Bienenvölker und Schmetterlinge dahin. Ohne sie gibt es keine schönen Blumen, keinen Honig, kein Obst.
Ohne Bienen kein Kirschkernweitspucken mehr, mit fröhlichem Kinderlachen.
Wälder sterben, oder sie brennen lichterloh.
Dabei ist jeder Baum unser Freund:  52 Millionen Tonnen Kohlendioxid schlucken jährlich die Wälder – nur von Deutschland –  entlasten die Atmosphäre von Mutter Erde.
Jeder brennende Baum setzt das von ihm gebundene CO2 wieder frei.
Gletscher schmelzen, auch das Eis an den Polen.
290 Milliarden Tonnen Eis tauen der Arktis-Insel Grönland weg. Jedes Jahr.
Donald Trump, der selbsternannte Auserwählte, hat vielleicht seine Freude daran. Er wollte die Insel kaufen. Dänemark sagte „nej tak!“
Auch ‚Alexa‘ konnte nicht helfen.

Liebe gute böse Menschheit, Du nimmst den Klimawandel noch nicht so ganz ernst.

Ein bischen Kompensationshandel hier, ein bischen CO2 Steuer (mit Rückerstattung, so das Versprechen) dort. Ein bischen ‘Greta’ bejubeln
hier, und ein bischen mit ‘Fridays for Future’ marschieren dort. Ein bischen bewußter konsumieren hier, und eine Flugreise weniger dort. Alle meinen es gut, gar keine Frage. Am Ende jedoch, möchtest Du, dass alles möglichst ungestört weitergehen kann wie bisher. Dass Du weiterhin unbegrenzte Auswahl hast in den Auslagen der Supermärkte. Zu angenehm ist es mit den Flatscreens, den Smartphones, mit Alexa in der warmen Stube, mit den Flügen, den neuen Sneakers, den Autos, den beleuchteten Städten bei Nacht, mit den Schnitzeln, Burgern und Bratwürsten, mit dem Konsum und dem endlosen Wachstum.

Am wenigsten verzichten möchten die Wenigen auf ihren großen Profit. Schließlich wurde jeder Cent ihrer Abermilliarden mit ehrlichem
Schweiß verdient.
Doch es gibt einen Haken, den Du seit Jahrzehnten erfolgreich verdrängst.
An diesem Wachstum prangt ein riesiges Preisschild, Mutter Erdes Payback: Stürme, Dürre, und Überschwemmungen, ein unvorstellbares Ausmaß an Not.
Asset Manager, ein Teil der Industrie und die Versicherungsbranche hatten die Stirn schon lange vor der schwedischen Teenagerin in Falten gelegt.

In ihren Bürotürmen aus kühlem Stahl und spiegelndem Glas wird – nicht erst seit gestern – nüchtern kalkuliert.

180 Euro, so die aktuelle Taxierung, beträgt der Schaden pro ausgestoßener Tonne Kohlendioxid.
Mit 9,6 Tonnen CO2 belastet derzeit jeder Bürger in Deutschland die Umwelt, wurde statistisch errechnet.
Daraus folgt, dass jeder Bürger in Deutschland ungefähr 144 Euro zusätzlich für die verursachten Umweltschäden lockermachen müsste. Jeden Monat.
Wer kann das leisten, wem tut das weh?

Die dritte Welt wird – auf andere Art – den Preis sehr wahrscheinlich vor uns bezahlen. Armut, Elend und Existenznot für das glitzernd Fest der
‘First World’.
Dabei gibt es weitere Fragen: Wie hilft die ‘Erste Welt’ den Entwicklungsländern zum bisher versagten Wohlstand?
Wie hilft die ‚First World‘ z. B. Indien dabei zu wachsen, wie hilft sie Afrika, ohne dass diese die Umwelt vergiften, so wie es sich die Industrieestaaten zum Aufbau ihres Reichtums erlaubt haben?
Eine nicht enden wollende Geschichte des Kolonialismus.

Ein 16 jähriges Mädchen aus Schweden hat sich zur Weltrettung auf den Weg gemacht, vom Wind beflügelt, der sie umstürmt.

Mit ihrer zierlichen Kinderfigur und ihrem entschiedenen Blick erschien Greta Thunberg auf dem ‘World Economic Forum’.
„Our house is on fire“ durfte sie in Davos Anfang des Jahres den Mächtigen dieser Welt direkt ins Gesicht sagen.

„Go Greta! Go!“

In kaum entfernter Vergangenheit, 1920, schuf der Künstler Paul Klee eine kleine aquarellierte Zeichnung: „Angelus Novus“.

Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe,
die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert.

Dies schrieb Walter Benjamin dazu, der kluge jüdische Denker
aus Berlin, von den Nationalsozialisten in Verzweiflung und Tod getrieben.

Laut IPCC verbleiben der Menschheit knappe 12 Jahre, um die schlimmsten Folgen ihrer Fehler noch abzuwenden.

In that time unprecedented changes in all aspects of society needs to have taken place

verkündete Greta.

An Orten wie Davos träfen sich Menschen, um ihre Erfolgsgeschichten aus der Wettbewerbswelt zu erzählen, und wie überall sonst auf der
Welt, spräche jeder nur über Geld, so deklamierte die junge, kindliche Schwedin in sehr gutem Englisch ins Mikrofon.

Money, money, money
Must be funny
In the rich man’s world

Fast jedem klingt vermutlich die Melodie zu diesen Zeilen im Ohr, als wäre es gestern.
Sie stammen von Agneta, Björn, Benny und Anni.
Die ganze Welt liebte ABBA, diese vier Schweden. Damals waren sie jung.
400 Millionen verkaufte Tonträger, eine der erfolgreichsten Pop-Bands der Welt.

2018 jubelten die Finanzmärkte, als Jair Bolsonaro die Präsidentschaftswahl in Brasilien gewann.
Den Regenwald wollte und will er abholzen. Die Ausrottung der störenden Indigenen nimmt „Kapitän Kettensäge“ – wie er sich selbst scherzhaft nennt – dabei in Kauf.
Mensch, Tier und Artenvielfalt sind „Kapitän Kettensäge“ nichts wert, não nada.
Denn für den brasilianischen Sunnyboy, den „Tropen-Trump“ mit militärischem Blick, zählt Tag für Tag nur der süße Klang der harten Münze. Ein marktradikaler brasilianischer Faschist für Teile der globalen Industrie. Zu seinem Amtsantritt freute sich via Twitter aufrecht die Deutsche Bank.

Money, money, money
Always sunny
In the rich man’s world

In den letzten Wochen zogen zunehmend dunklere Wolken auf. In São Paulo regnet es schwarz. Vorerst scheint über Jair „Tropen-Trump“ die
Sonne nur schwach. Der Grund dafür: seit Monaten brennt großflächig der brasilianische Regenwald. 74000 Brandherde wurden bislang registriert, ohne dass derzeit ein Ende absehbar ist.
Der größte Wald der Welt, ein lebenswichtiges Organ im Eco-Kreislauf von Mutter Erde, bishin nach Nordeuropa.
Selbst in den weit entfernten Élysée-Palast in Paris drang diesmal der Gestank der Brandrodung aus Brasilien.

Emmanuel Macron schreckte auf, sah sich ganz plötzlich über die Umweltabsichten von „Kapitän Kettensäge“ getäuscht, so hieß es. Nun zögert
Macron, nun ziert er sich, den langwierig ausgefeilschten Freihandelsvertrag zu ratifizieren.
‚Mercosur‘ … Sein oder Nicht-Sein … was die Finanzmärkte wohl dazu sagen?

„Our house is on fire“

Wir schreiben das Jahr 2019, der neue globale Pop-Star aus Schweden heißt „Greta“.
Ein zierliches, intelligentes Teenie mit keck geflochtenen Zöpfen tritt an, um die Menschheit zu mahnen.
Liebe gute böse Menschheit, die Lage ist ernst und meine Kunde ist nicht verhandelbar.
So spricht, kompromisslos und in stoischer Eindringlichkeit, die kleine great Greta:

We are facing a desaster of unspoken sufferings for enormous amounts of people, and now is not the time of speaking politely, or focussing on what we can or can not say.
We have to stop the emmissions of greenhouse gases!
Either we prevent a 1.5 degree of warming or we don’t. That is as black or white as it gets. There are no gray areas when it comes to survival.

Auf einer hightech Segelrennyacht mit dem sonderbar schillernden Namen ‘Malizia II’ [Bosheit, Arglist] schwebte der junge schwedische Weltstar über den Atlantik.
Begleitet von Vater Svante, einem Kameramann, und Skipper Casiraghi, einem Adelsspross aus dem Steuerparadies Monaco und Vizepräsident
des dortigen Yacht Clubs.
„A Race We Must Win.“ „Unite Behind The Science.“ So die griffigen Slogans.
Angetrieben nur vom Wind und getragen von einem bisher wohlgesonnenen Meer, trotz hoher Wellen und Gischt. „Greta“ über den Meeren, zur Rettung der Welt.
Stoff für fantastische Geschichten, die ihren Markt schon haben.
Gretas Ziel: New York.
Nach China sind die USA das Land mit dem höchsten CO2 Ausstoß, mit gut 26% Anteil an den anthropogenen Emmissionen der Welt.
Auf dem UN-Klimagipfel in NY wird Greta, die Verkünderin mit kindlichem Blick, einmal mehr den Protagonisten der globalen Elite deren Obszönität vor Augen halten.

„Angelus Novus“

Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.

schrieb Walter Benjamin in seiner Betrachtung von Paul Klees kleinem Aquarell.
„Greta“ ist schon Erzählung geworden, Spektakel, mediale Fiktion und die Zukunft, der sie sich zuwenden will, verdampft darin teilweise mit ihr.
Auf den kurzlebigen Covern der Infotainment-Branche hat der Tornado von Konsumtion, Wachstum und Gier die Figur „Greta“ längst schon erfasst.
Hoffen wir, dass dieser Tornado den Menschen Greta Thunberg und ihr authentisches Anliegen verschont.
Weil es so schrecklich ungemütlich ist, was Greta verkündet, hasst ein Teil der Menschen sie.
Ein anderer Teil, der sie liebt, kompensiert mit ihr seinen Anteil an Schuld.
Und so bleibt jeder Teil in einer Verblendung gefangen.

„Greta“ ist nur ein Engel, mit weit aufgeklappten Flügeln im Sturm.

Es ist an uns entschieden zu sein, die wir seit Jahrzehnten zu bequem waren etwas zu tun, gegen die Zerstörung von Umwelt, gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur.

Viel zu lange schon war es an der Zeit.
Dabei klammern wir Menschen uns doch, um Halt zu finden, an jeden noch so kleinen Strohhalm von Sinn, selten den richtigen, wie es scheint.
Aber wir Menschen sind nicht nur böse sondern auch gut.
Boyant Slant, ein 22-jähriger Niederländer, erfand eine Methode, um die Ozeane von Plastikmüll zu befreien, und sammelte innerhalb kürzester
Zeit 31,5 Millionen Euro für seine Firma: „The Ocean CleanUp“
So verbleibe ich bei allem Pessimismus doch auch mit Zuversicht!

Eure Charly Maria Mayer

C.M. Mayer

C. M. Mayer ist in Südafrika, in Kapstadt, geboren und hat an der Stellenbosch University Arts & Social Sciences studiert. Nach einer beträchtlichen Erbschaft und einer wilden Zeit in New York (im Umfeld der feministischen Punkautorin Kathy Acker) landete Charly M. Mayer, am Ende einer 2 jährigen Weltumrundung mit der familieneigenen Segelyacht, schließlich in Hamburg, der deutschen Heimat ihrer Eltern. Dort studierte sie in Clubs und Kneipen die unterschiedlichsten Frauen, Männer, und andere Wesen der Nacht. Als Ghostwriterin hat sie für etliche Prominente, Politiker und Journalisten gearbeitet und dabei unzählige Zigaretten geraucht. Weil das ungesund war, bevorzugt sie heute lieber dicke kubanische Zigarren. Sie liebt Wein, Whiskey und ihren alten, dunkelblauen Maserati Granturismo. Mit der Zeit ist sie der Menschen überdrüssig geworden. Daher hat sich C. M. Mayer mit ihrer Lebensgefährtin und dem gemeinsamen Afghanischen Windhund 'Hush' in einen kleinen Ort, im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis zurückgezogen. Dort fand sie die notwendige Muße, um sich autodidaktisch der Philosophie, der Fotografie und dem Studium der Natur zu widmen. Als Autorin bevorzugt sie es, ihr eigener Geist zu bleiben.

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