Rote Karte für Rangnick

Mit seinem Handy ist der Sportdirektor von RB Leipzig auf den Platz gestürmt, um Schiedsrichter Felix Zwayer auf eine vermeintliche Fehlentscheidung hinzuweisen. So umstritten die zugrundeliegende Spielszene auch war, Rangnick hat eine Grenze überschritten. Der DFB wird nicht umhinkommen, ihn mit aller Härte zu bestrafen.


Man kann Schiedsrichter kritisieren, man kann Entscheidungen anzweifeln. Was sich aber kein Verantwortlicher erlauben sollte, ist auf den Fußballplatz zu stürmen und den Unparteiischen zu bedrängen. Genau das hat aber Ralf Rangnick, der Sportdirektor von RB Leipzig, gestern getan. Und genau das ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Unsportlichkeit erster Kajüte. Gegen so etwas muss der Deutsche Fußball Bund (DFB) mit aller Konsequenz vorgehen, will er nicht sein Gesicht verlieren und seinen Schiedsrichtern nicht ihre Autorität nehmen. Deshalb ist richtig, dass der DFB gegen den Leipziger Funktionär ermittelt. Und deshalb wird es unvermeidlich sein, Rangnick zu bestrafen, mit der größtmöglichen Härte, die die Statuten des Verbandes vorsehen.

Natürlich kann man sagen, dass die zugrunde liegende Szene hochgradig umstritten war und man nach dem Foul von Bayern-Spieler Arturo Vidal am Leipziger Emil Forsberg durchaus hätte Elfmeter pfeifen können. Aber so etwas entscheidet nun einmal der Schiedsrichter und kein Funktionär. Und wenn der Unparteiische sich mit seinen Assistenten berät und darauf hin eine Entscheidung korrigiert, dann ist auch das etwas, was im Profi-Fußball schon hunderttausendmal vorgekommen ist und worüber sich niemand wirklich aufzuregen braucht. Wie gesagt: In der Sache kann man jede Tatsachenentscheidung eines Referees aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehen und sie muss auch gar nicht richtig sein. Seit Jahrzehnten bezieht der Fußball einen Teil seiner Faszination daraus, dass man als Fan über Schiedsrichterurteile diskutieren und den guten Mann – sowie neuerdings auch die gute Frau – verbal mit den allerschönsten Schimpfwörtern belegen kann (an dieser Stelle merke ich an: selbstverständlich nur so lange man sich im Rahmen des strafrechtlich Zulässigen bewegt). Was aber nicht geht, ist eine Nötigung des Spielleiters auf dem Platz.

DFB muss seine Referees schützen

Wäre so etwas in einem Staat wie der Ukraine passiert oder irgendwo im tiefsten Peru, alle möglichen Vorurteile und Klischees wären schnellstmöglich hervorgeholt worden. Umso größer ist der Handlungsbedarf für den DFB, der gerne als weltweites Vorbild in Sachen Regeltreue und Fair Play gelten will.

Außerdem zeigt der Vorfall, wie wichtig die Einführung des Videobeweises war. Wenn ein Schiedsrichter die Möglichkeit hat, sich mit Hilfe der modernen Technik abzusichern, dann schwächt ihn das nicht, es stärkt sein Ansehen und nimmt Druck von ihm.

Um eine Angriffsfläche gleich wegzuräumen: Mir geht es (dieses Mal) nicht um Bashing von RB Leipzig oder eines führenden Mitarbeiters dieses Vereins. Dasselbe würde ich schreiben, wenn es um den Sportlichen Leiter meines Klubs Eintracht Frankfurt ginge oder um den Präsidenten des Buxtehuder SV. Was recht ist, muss recht bleiben. Egal ob in Dnjepropetrowsk, Frankfurt oder in Leipzig.

Andreas Kern

Der Diplom-Volkswirt und Journalist arbeitet seit mehreren Jahren in verschiedenen Funktionen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Kern war unter anderem persönlicher Referent eines Ministers, Büroleiter des Präsidenten des Landtages von Sachsen-Anhalt sowie stellvertretender Pressesprecher des Landtages. Er hat nach einer journalistischen Ausbildung bei einer Tageszeitung im Rhein-Main-Gebiet als Wirtschaftsredakteur gearbeitet . Aufgrund familiärer Beziehungen hat er Politik und Gesellschaft Lateinamerikas besonders im Blick. Kern reist gerne auf eigene Faust durch Südamerika, Großbritannien und Südosteuropa.

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