Russland als das „schwächste Glied“ der internationalen Ordnungen zu Beginn und am Ende des 20. Jahrhunderts? – eine vergleichende Betrachtung
Lenin bezeichnete das Zarenreich wiederholt als das „schwächste Kettenglied des Imperialismus“. Die Ereignisse des Jahres 1917 schienen diese These zu bestätigen. Im Februar 1917 zerbrach die Zarenmonarchie als das erste Regime im damaligen Europa an den Herausforderungen des Ersten Weltkrieges. Acht Monate später erging es der auf den Trümmern der Zarenmonarchie errichteten „ersten“ russischen Demokratie ähnlich. Auf deren Ruinen wiederum wurde das erste totalitäre Regime der Moderne aufgebaut. Im August 1991 wurden die bolschewistischen Bezwinger der „ersten“ russischen Demokratie ihrerseits entmachtet. Dennoch entwickelte sich der nach der Auflösung des Sowjetregimes entstandene russische Staat erneut zum „schwächsten Glied“ der internationalen Ordnung und zum Experimentierfeld für utopistische Entwürfe unterschiedlichster Art. Man kann sich insoweit nicht des Eindrucks erwehren, dass die russische Geschichte in gewisser Hinsicht einen zyklischen Charakter hat. Historischer Essay von Leonid Luks.
Von Leonid Luks in Russland zwischen West und Ost am 11. November 2024