„Oh, was für eine verbrecherische Welt…“ – Kolumne für die New Wave-Pioniere Metro und deren großen Songwriter Duncan Browne

In seiner Hörmal-Kolumne erinnert unser Musik-Schürfer Ulf Kubanke diesmal an eine fast vergessene, aber bedeutende Perle des New Wave. Gleichzeitig setzt er Duncan Browne, einem ebenso herausragenden wie unterschätzten Songwriter, und dessen Band Metro ein Denkmal.


Metro sind bzw. waren echte Urviecher des klassisch britischen New Wave/Post Punk. In England, Frankreich, Spanien, Japan oder den USA genießt die Band den verdienten Kultstatus echter Pioniere. Hierzulande blieb man – leider bis heute – dagegen ein wenig hinter dem Mond.

Zwar war die Band offizell ein Trio. Federführend waren indes vor allem die beiden Vordenker Duncan Browne (nahezu die gesamte Musik und etliche Texte) und Peter Godwin (Vocals, Texte). Gemeinsam nahmen sie 1976 das selbstbetitelte Debütalbum auf. Ein Album, dem in seiner Zeit zwar kein kommerzieller Erfolg beschieden war, welches sich indes rückblickend als sehr einflussreich herausstellt. Es gilt heute zu Recht als früher Klassiker des Genres. Der großartige Songwriter Browne verließ Metro kurz darauf, um sein nicht minder wundervolles Solowerk „The Wild Places“ (1978) in Angriff zu nehmen. Die gesamte LP ist ein songwriterisches Glanzlicht der 70er. Besonders der Titelsong weist Browne als zeitloses, leider weitgehend verkanntes Genie aus.

Wirklich viele Käufer gab es nicht. Jene, die es erwarben, verehren Browne jedoch bis heute in nahezu kultischer Inbrunst. Einer dieser Fans war David Bowie. Und der Thin White Duke hatte auch eine sehr direkte Verbindung zu Metro.

Kommen wir also zurück zu Metro. „Criminal World“ ist ihr musikgeschichtlich bedeutender Übersong.

Trotz offenkundiger Qualität wurde er 1977 jedoch kein Hit. Das lag vor allem daran, dass dem Stück keinerlei Airplay im Radio beschieden war. Wegen des recht offensiven sexuellen Inhalts boykottierten BBC und zahlreiche weitere Radiostationen das Lied in einhelliger Prüderie. Viele kennen es entsprechend erst durch die Coverversion ihres berühmtesten Fans, der das Stück 1983 auf „Let’s Dance“ herausbrachte.

Bowies Variante ist ebenso gelungen wie das Original. Geschickt interpretiert er es um und setzt der intensiven Neonkälte eine warme, groovy Atmosphäre entgegen. Beide Versionen stehen zueinander wie das Yin und sein Yang.

Doch trotz des Tantiemen- und Popularitätsanstiegs dank Bowies Schützenhilfe, gibt es kein echtes Happy End. Duncan Browne hatte wahrlich nicht mehr besonders viel Glück im Leben und musste mangels verkaufter Platten sogar zeitweise für jene BBC komponieren, die ihn einst hintertrieb. Allemal schlimm genug! Doch das Schicksal schlug noch härter zu. Viele Jahre kämpfte er gegen eine auszehrende Krebskrankheit an, die ihn 1993 im Alter von nur 46 Jahren schlussendlich besiegte. „Oh, oh, oh, what a criminal world…“

 

 

Ulf Kubanke

Ehemaliger Anwalt; nun Publizist, Gesprächspartner und Biograph; u.a. für Deutschlands größtes Online-Musikmagazin laut.de.

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