Fleisch gegen Diabetes. Oder Nudeln gegen Diabetes?
Das Aufnehmen und Verdauen von Ernährungshinweisen ist kein wirklich befriedigendes Hobby, findet Thilo Spahl.
Es ist einfach schwierig. Wenn man einmal anfängt, sich zu informieren, wie man sich am besten ernähren sollte, kommt man schnell in die Bredouille. Angenommen, ich würde mir Sorgen machen, ob ich vielleicht zu viel oder zu wenig Fleisch esse. Dann lese ich zum Beispiel auf NetDoktor.de, was die Wissenschaft so zum Thema herausfindet.
Am 7. Oktober erfahre ich unter der Überschrift „Wenig Eiweiß, schneller Stoffwechsel“:
Überraschender Befund: Wer wenig Eiweiß isst, verbrennt mehr Energie und hat bessere Blutzuckerwerte (…) Eine proteinarme Diät scheint die Fett- und Kohlehydrat-Verbrennung nämlich zu steigern – und damit den Energieverbrauch. Und auch der Stoffwechsel profitiert offenbar: Der Insulin- und Blutzuckerspiegel sinkt bei einer eiweißarmen, kohlenhydratbetonten Ernährung, statt zu steigen.
Die Redakteurin stellt Untersuchungen von Forschern des Deutschen Krebsforschungszentrums vor. Die haben Mäuse und Menschen Essen gegeben, das nur 5% bzw. 9% Eiweiß enthielt statt üblicherweise 20%. Das führte offenbar dazu, dass der Wert eines „Schlankmacher“-Hormons namens Fibroblasten-Wachstumsfaktor 21 (FGF 21) im Blut anstieg. Dass das gut ist, wussten sie schon aus früheren Mäuseversuchen. Genmanipulierte Mäuse, die vermehrt FGF21 bildeten, wurden auch bei besonders fettreicher Nahrung nicht dick und ihr Zuckerstoffwechsel blieb stabil. Das heißt, sie waren besser vor Diabetes (Zuckerkrankheit) geschützt.
Okay, denke ich, das probiere ich vor meinem nächsten Arztbesuch. Vielleicht kann ich damit die Blutzuckerwerte, die er letztes mal als leicht erhöht monierte und frech auf Bauchfett zurückführte, wieder in den Normbereich drücken. Doch schnell kommen Zweifel an meinem Plan. Am 28. Oktober erfahre ich an gleicher Stelle im Internet von derselben Redakteurin unter der Überschrift „Eiweiß gegen Fettleber“:
Eine eiweißreiche Kost lässt die Leber innerhalb weniger Wochen deutlich abspecken – auch wenn die Patienten nicht an Gewicht verlieren. Damit verbessert sich auch der Zuckerstoffwechsel.
Diesmal stellt sie Ergebnisse einer Studie von Forschern des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) vor. Die wollten mal sehen, ob sich mit einer eiweißreichen Kost der Zustand der Leber verbessern lasse. Untersucht haben sie dafür 37 Männer und Frauen mit Typ-2-Diabetes im Alter zwischen 49 und 78 Jahren. Die erhielten für sechs Wochen eine Kost, deren Kaloriengehalt zu 30 Prozent aus Eiweiß stammte. Der Erfolg war beachtlich. Das Leberfett schmolz um 36 bis 48 Prozent ab. Mit anderen Worten: Ordentlich Fleisch essen, dann ist die Leber nach ein paar Wochen wieder tipptopp. Und auch für Vegetarier ist gesorgt. Mit pflanzlichem Eiweiß hat es genauso gut funktioniert. Sie haben mit Erbsenproteinen angereicherte Nudeln und Brot bekommen. (Hier ein schönes Erbsbrotrezept)(Erbswurst wäre natürlich auch gegangen)(Oder Erbsenproteinisolat, 100% gentechnikfrei)
Für mich aber noch interessanter: Auch die Insulinempfindlichkeit der Teilnehmer besserte sich wieder. Die ist der entscheidende Faktor für Diabetes. Insulin hat nämlich die Funktion, Zellen zu öffnen, so dass sie Zucker aus dem Blut aufnehmen können. Diabetiker ist man, wenn die Körperzellen auf Insulin nicht mehr so gut reagieren. Dann steigen die Blutzuckerwerte.
Was mache ich jetzt in der Woche vor meinem nächsten Arztbesuch? Schnitzel satt oder Nudeltage? Schwierige Frage. Ich glaube, ich setze mich auf eine Diät aus Schweinebraten mit Spätzle.
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