Grüße aus der Steinzeit

IBM hat sich mit seinem kreativen Recruiting Video ziemlich aus dem Fenster gelehnt. Eigentlich sollte es Frauen für Berufe in der Technikbranche begeistern, was folgte war jedoch kein Ansturm, sondern ein Shitstorm.


Es fängt wie ein buntes Hack-Video und könnte unter dem Motto „Mach lustige Sachen mit dem Föhn“ oder „Mehr, als nur heiße Luft“ laufen.
In solch einem Video steckt Arbeit von Wochen, wenn nicht gar Monaten – und ist extrem aufwändig. Für das Brainstorming hat man sich extra in die Steinzeit gebeamt, um die Frage „Wie begeistert man mehr Frauen für Technik-Berufe“ zu beantworten. Es müssen viele Stunden voller bahnbrechender Ideen vergangen sein, bis sie zur Nonplusultra-Lösung gekommen sind und 1 und 1 zusammenzählten. Denn was mögen Frauen mehr, als stupide Do it Yourself-Videos?! Ok, shoppen, doch das lässt sich ja auch irgendwie damit verbinden.

Fliegende Tischtennisbälle und die Männerdomäne

Es muss ein extrem schlauer Kopf gesagt haben „Hey, lasst uns das Video etwas spielerisch aufbauen, zu techy spricht selbst technikaffine Frauen nicht an“.
Und dann, zack, das Video war geboren. Infantil fliegen Tischtennisbälle durch den Luftstoß des Föhns durch die Luft, eine natürliche weibliche Off-Stimme sabbelt irgendwas daher, dem man nicht folgen kann – man ist so wahnsinnig fasziniert von den ganzen Bällen im Video. Wäre ich eine Feministin, Gott bewahre, würde ich all die Bälle im Video als krude Darstellung des männlichen Geschlechts sehen. Frau, beweise dich in der Männerdomäne. Wie sexistisch, dabei bist du doch schon mittendrin und gleichberechtigt. Ätz.
Doch da ich keinen Sinn für Sexismus-Debatten habe: Das Video ist einfach sehr einseitig. Ich finde es wird intellektuellen Frauen – das unterstelle ich einfach technikaffinen Damen – nicht gerecht und ich bezweifle sehr, dass sich diese von solch einer Machart ansprechen ließen.

 

Alissia Passia

Die gebürtige Berlinerin blieb bis heute der Hauptstadt treu, obwohl sie zu ihr eine gewisse Hassliebe pflegt. Kein Wunder, dass sie diesen inneren Konflikt auch gerne in ihrer Kolumne thematisiert. Passia hospitierte im Hause Axel Springer, wo sie ebenfalls nebenberuflich tätig war. Seit 2006 ist sie im Bereich Werbetext für verschiedene namhafte Agenturen, wie Jung von Matt oder BBDO, tätig. Sie konzipierte ebenfalls mehrjährig auf Kundenseite und zuletzt in der Berliner Agentur für digitale Transformation. Dem Digitalen bleibt Passia auch zukünftig treu und macht "irgendwas mit Medien".

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