Froome, Vuelta & die neue Radsport-Ordnung
Trotz Toursieg startet Christopher Froome in diesem Jahr bei der Vuelta. Ein weiterer Schritt Richtung Aufwertung der beiden anderen großen Landesrundfahrten?
Es ist gerade erst zwei Wochen her, da habe ich hier erklärt, um Christopher Froome und sein Über-Team Sky auf der Strecke zu schlagen, müsse man ihm und der Mannschaft ein normales Jahresprogramm geradezu aufzwingen. Also Starts bei den Frühjahrsklassikern, den drei großen Touren, kleineren Rundfahrten und Meisterschaften. Nun holt Froome stattdessen zum Präventivschlag aus und startet im August bei der Vuelta à Espana. Und im Gegensatz zum Start 2014 aus einer Position der Stärke heraus, so dass man ihn am Ergebnis durchaus wird messen dürfen, obwohl er schon den Toursieg in den Beinen hat.
Aufwertung anderer Rundfahrten
Für mich ist das durchaus ein gutes Zeichen. Es gibt seit Jahren wieder eine Tendenz zur Aufwertung der beiden anderen großen Rundfahrten, die ja nicht immer so im Schatten der Tour standen wie in den 90er Jahren. Man erinnere sich etwa an die Dekaden Bartalis und Coppis. Und nun hat das wohl auch der dominierende Athlet unserer Zeit erkannt: Die Stimmen, dass neben Chris Froome wohl mindestens noch die Teamkollegen Walter Poults und Mikel Landa-Mena im Team Sky die Tour ähnlich überlegen gewinnen könnten, würde sich die ganze Mannschaft in ihren Dienst stellen, mehren sich, und auch die Einschätzung von Jens Voigt, dass der Toursieg bei Sky zu 60 bis 70 % eine Teamleistung sei, sorgte für einiges Aufsehen. Wenn Froome das nicht auf sich sitzen lassen will, kann das der Spannung nur zuträglich sein.
Keine halben Sachen!
Allerdings müssen die anderen Mannschaften noch mehr machen, um diese neue Art der Auseinandersetzung zu forcieren. Wenn geknickte Tour-Verlierer, die schon in Frankreich voll gefahren sind, im Anschluss bei der Vuealta Genugtuung suchen ist das erstens so neu nun auch wieder nicht und zweitens die billigste Möglichkeit, Sky den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Sky wird ihn problemlos aufnehmen. Die Initiative ist jetzt einmal mehr bei Froome und seiner Mannschaft, nach denen sich die anderen ehrfürchtig ausrichten. Und warum sollte der Toursieger drei Wochen später schlechter in Form sein als die dort Geschlagenen?
Nein: Wer die Spielregeln wirklich ändern will muss aufhören auf die prestigeträchtige Tour zu schielen. Von sich aus, und nicht weil man dort wieder einmal klanglos untergegangen ist. Erst dann wird Sky bei Rennen abseits der Tour zu mehr als Alibi-Antritten gezwungen sein, und erst dann kann man hoffen, diese Mannschaft irgendwann auch in Frankreich mal wieder bezwingen zu können.
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