Die Superreichen
Oxfam bringt alljährlich eine Studie heraus, die die Ungleichheit auf der Welt anprangert und fordert, dass der Reichtum auf alle Menschen gleich zu verteilen ist. Zur Illustration der Ungleichheit eine Geschichte.
Oxfam hat mal wieder – wie in jedem Jahr – die Einführung des Kommunismus auf der ganzen Welt gefordert, weil es damit den armen Menschen endlich viel besser gehen würde. Dazu eine kleine Geschichte und eine Anmerkung.
Die Geschichte
In einem Dorf lange vor unserer Zeit lebten 100 Familien. Einer Familie gehörte das Land rund um das Dorf sowie die Maschinen, mit denen das Land bearbeitet, die Saat ausgebracht und die Ernte eingefahren wurde. Vor langer Zeit war diese Familie als erste in die Gegend gekommen, sie hatte das Land urbar gemacht und Getreide in die Stadt gekarrt, um es da zu verkaufen. Nach einiger Zeit hatte sie Arbeiter angeheuert, die die Saat ausbrachten, diese Arbeiter hatten sich kleine Häuser gebaut – so war das Dorf entstanden.
Die Landbesitzer-Familie kümmerte sich um die Beschaffung der Saat, legte Geld für neue Maschinen zurück und verkaufte das Getreide in der Stadt. Das Familienoberhaupt entschied, wann neue Maschinen gekauft werden, wo welche Saat auszubringen war und zu welchem Preis das Getreide verkauft wurde. Ihm allein gehörte das alles also, und wenn er alt war, übertrug er es an sein ältestes Kind.
Der Wert des Landes, der Maschinen, der Saat und des Getreides betrug 99.000 Dukaten, außerdem hatte die Familie noch ungefähr 1000 Dukaten in einem Geldbeutel, mal mehr, mal weniger, je nach dem, ob gerade Getreide verkauft war oder neues Saatgut geholt worden war.
Die anderen 99 Familien arbeiteten bei dem Landbesitzer auf dem Feld oder in der Werkstatt, oder sie fuhren in die Stadt, um Getreide zu verkaufen und neues Saatgut zu holen. Dafür bekamen sie jedes Jahr 100 Dukaten, wovon sie lebten. Außerdem hatte jede Familie ein Haus, das 900 Dukaten wert war.
Sie lebten glücklich in dem Dorf, bis zu dem Tag, als kluge Menschen ins Dorf kamen die ausrechneten, dass in diesem Dorf 1% der Bevölkerung mehr besaß als die restlichen 99% zusammen!
Eine Anmerkung: Ist Erben Diebstahl?
Man könnte argumentieren, dass die meisten Menschen ihren Reichtum nicht selbst erarbeiten, sondern erben. Das, so sagen manche, sei aber Diebstahl, weil der Reichtum beim Tod eines Menschen irgendwie wieder an alle und nicht an „Erben“ fallen müsste.
Pragmatisch kann man argumentieren, dass Erbschaft die Stabilität der bestehenden gesellschaftlichen Institutionen sichert. Ob es nun moralisch gut oder schlecht ist, dass jemand durch Erbschaft etwas bekommt, wofür er selbst nicht gearbeitet hat, könnte dahingestellt bleiben unter dem Argument, dass die bestehenden verlässlichen Strukturen mit jedem Todesfall prekär sein würden, was letztlich auch nicht im Interesse derer wäre, die nicht erben, sondern etwa in einer vererbten Fabrik zur Arbeit gehen.
Mein Argument geht aber noch ein bisschen anders: Erbschaft ist eigentlich nur ein anderes Wort für „Die Familie ist die Keimzelle / kleinste Einheit der Gesellschaft“. Das Eigentum, so möchte ich argumentieren gehört eigentlich nicht zum Individuum, auch wenn das moderne Recht immer einen persönlichen Besitzer benötigt. Eigentum gehört eigentlich zur Familie als dieser kleinsten Einheit, aus der die Gesellschaft gemacht ist. Jedes Familienmitglied übernimmt davon etwas, pflegt es und gibt es weiter. Natürlich kann sich eine Familie auch teilen und damit kann auch das Eigentum geteilt werden. Aber auch nach der Teilung und nach der Zusammenführung mit einer anderen Familie (oder der Gründung einer neuen Familie) bleibt das Eigentum bei der Familie.
Die Idee, das Erbschaft Diebstahl ist, kann eigentlich erst aufkommen, wenn man die Familie als Grundelement der Gesellschaft schon aufgegeben hat.
Ab nächsten Sonntag bei Arte-Faken: Die Serie! Erste Staffel: Arm oder Reich?
Lesen Sie auch die letzte Kolumne von Jörg Friedrich über die Freiheit hinter verschlossenen Türen.
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