James Bond ist eine Zumutung. Für Schauspieler, denen er physisch, psychisch und imagepolitisch alles abverlangt. Für ein Publikum, das sich, kaum dass es sich an einen neuen Bond gewöhnt hat, schon wieder auf dessen aktualisierte Version einlassen muss. Und für alarmierte Zuschauerinnen, die in Bond ein Reizthema erkennen.
DER CHARME DES UNZEITGEMÄßEN
Für Kritiker verkörpert er einen Helden, der über Jahrzehnte Sexismus normalisierte, Machtungleichgewichte erotisierte und stereotype Geschlechterbilder zementierte. Über Bonds Chauvinismus lässt sich Folgendes sagen – und zwar ohne Schnappatmung, aber auch ohne rosarote Brille: Ian Fleming hat seinen Agenten mit der Lizenz zu Töten ganz bewusst auch mit einer Lizenz zum Chauvinismus ausgestattet. Wer in den Bond-Romanen der fünfziger und sechziger Jahre nach Political Correctness sucht, sollte vorher ein ausgesprochen dickes Fell einpacken.
Im Kino wurde diese Eigenschaft dann je nach Zeitgeist unterschiedlich frisiert. Bei Sean Connery stolzierte der Chauvinismus bekanntlich gefeiert über die Leinwand. Roger Moore wiederum zwinkerte der toxischen Männlichkeit ironisch zu und machte daraus eine harmlose Macho-Geste, ein gut gemeintes Kompliment. Und Timothy Dalton hatte offenbar während seiner Missionen Wichtigeres zu tun und ließ das Thema dann gleich elegant links liegen. Erst in der Brosnan-Ära der 90er begann man, Bonds Haltung vorsichtig zu kommentieren und zu hinterfragen.
Bei Daniel Craig schließlich wurde diese dann durchleuchtet. Ja, bei diesem Bond lässt sich sogar eine leise Entwicklung beobachten: weg von der routinierten gedankenlosen Objektifizierung von Frauen, wie der Craig-Bond noch bei Filmfiguren wie Solange Dimitrios, Strawberry Fields oder Sévérine in den ersten drei Filmen zeigt, hin zu einer verantwortungsbewussteren Einstellung. Spätestens ab der zweiten Hälfte von Skyfall, beim Überschreiten von Bonds filmischer Midlife-Crisis, scheint der Agent nämlich nicht nur seine Gegner, sondern auch sich selbst kritischer in den Blick zu nehmen. Es geht also weniger darum, dass James Bond ein Chauvinist ist. Ein kleines Restaroma davon wird ihm wohl immer anhaften, sonst wäre Bond auch nicht mehr er selbst. Entscheidend ist vielmehr, wie ein Film damit umgeht.
BOND IM KONTEXT
Für seine Bewunderinnen ist Bond hingegen schon immer ein Produkt seiner Zeit gewesen, das sich lesen, brechen, hinterfragen und auch weiterentwickeln lässt. Bond als Spiegel gesellschaftlicher Zumutungen und zugleich auch als Projektionsfläche ihres Wandels. Er war eben nie nur ein Held oder eine Stilikone. Bond ist auch ein kultureller Seismograf, ein permanent neu verhandeltes Ideal dessen, was eine Epoche unter Männlichkeit versteht. Ein Archetyp der Virilität, der sich mit jeder neuen Inkarnation neu rechtfertigen muss. Und darin zeigt sich weniger, wer Bond ist, als vielmehr, wer die Gesellschaft gerade sein will.
ABGRÜNDE MIT UND OHNE MASKE
Und doch bleibt Bond immer unfehlbar er selbst: ein geheimnisvoller Gentleman und scharfzüngiger Eliteagent, der seine leise Überlegenheit mit präziser Stilsicherheit wie eine tödliche Waffe führt. Seine kontrollierte Unberührtheit, bisweilen mit fast psychopathischer Schlagseite, ist nichts weiter als ein Abwehrpanzer. Die eigentlichen Abgründe liegen dahinter. Unter der Maske ironisch pointierter Distanz blitzen sie nur selten auf. Schatten eines Lebens, das nie unversehrt geblieben ist, finden sich übrigens bereits bei Ian Flemings literarischer Vorlage. In den Filmadaptionen jedoch wurde darüber lange geschwiegen. Erst in der Craig-Ära durfte die eiserne Hülle wieder sichtbar Risse bekommen. Mit ihnen trat ein Bond hervor, dessen Erfahrungen nicht vergessen waren. Nur allzu gut verborgen.
AMAZON-BEBEN
Die Wahl des nächsten Bond-Darstellers entscheidet jedoch nicht nur über die Zukunft einer Legende, sondern über ein Milliardenimperium. Seit Amazon 2022 die MGM-Studios für 8,45 Milliarden Dollar übernahm – Bond-Rechte inklusive – steht 007 unter Konzernaufsicht. Im Februar 2025 legte Jeff Bezos noch einmal rund eine Milliarde nach, um den langjährigen Hütern des Mythos, Barbara Broccoli und Michael G. Wilson, auch die kreative Kontrolle abzukaufen. Die Reaktion der Fangemeinde: kollektives Entsetzen. Endgültig Öl ins Feuer der Fassungslosigkeit goss Jeff Bezos dann im Februar 2025 mit seinem öffentlichen Aufruf zur Abstimmung über den nächsten James-Bond-Darsteller auf der Plattform X (ehemals Twitter).
Die Sorge der Fangemeinde war schnell formuliert: Bond als niveaulose Content-Farm. Spin-offs, Serien, Streaming-Sattheit statt seltener Kinoereignisse. Barbara Broccoli hatte all das über Jahre verhindert, mit der Eleganz einer erfahrenen Produzentin, die wusste, dass man eine Ikone nicht auf Vorrat produziert, um sie anschließend zu verramschen. Hinzu kam die Angst, der britisch-europäische Charme könne im Amazonasgebiet amerikanischer Entscheidungsfindung verdampfen. Frequenz rauf, Qualität runter.
DIE BERUHIGUNGSPILLE
Dann jedoch kam Denis Villeneuve; und mit ihm so etwas wie eine Beruhigungspille. Ein Regisseur, der bewiesen hat, dass Blockbuster klug, dunkel und visuell überwältigend sein dürfen. Einer, der Tradition nicht zerlegt, sondern ernst nimmt. Spätestens mit der Verpflichtung von Steven Knight als Drehbuchautor – Peaky Blinders, britische Härte, Charisma und Intrigen – wich die Panik vorsichtigem Optimismus. Knights Versprechen, Bond werde „gleich, aber anders, stärker und mutiger“, klingt ausnahmsweise nicht nach Marketing, sondern nach Respekt. Auch die neuen Produzenten Amy Pascal und David Heyman wirken wie ein Gegengift zur Kommerzialisierungsangst. Beide haben Franchises erneuert, ohne sie zu verraten. Dass Barbara Broccoli das neue Team öffentlich als „fantastisch“ lobte, hat schließlich wie ein Gütesiegel aus alten Zeiten gewirkt. Vielleicht also doch kein Bond von der Stange. Vielleicht sogar ein Neustart mit Stil. Man darf ja hoffen – sogar bei Jeff Bezos.
DAS NEUE KONZEPT
Das Drehbuch jedenfalls liegt in erfahrenen Händen. Mit Steven Knight soll die Legende von einem Meister der moralischen Grauzonen fortgeschrieben werden. Knight wird Bond nicht neu erfinden – er wird ihn freilegen. Seine Figuren geraten stets in Räume, in denen Licht und Dunkel einander nicht loslassen, und er kartografiert ihre inneren Landschaften mit unbestechlicher Präzision. Unter seiner Feder wird Bond mehr sein als ein schneidiger Agent. Eher ein vielschichtiges, zutiefst menschliches Porträt heroischer Männlichkeit. Zudem deuten Gerüchte eine stärkere Nähe zu Ian Flemings ursprünglichen Bond an.
DER DUNKLE KERN VON FLEMINGS BOND
Der literarische Bond, wie ihn Fleming schuf, zeigt dabei ein deutlich dunkleres und realistischeres Bild, als die Kinozuschauer mit ihm bislang verbinden. Er ist kein charmant-lässiger Gentleman mit Hightech-Spielzeug und flotten Sprüchen, sondern ein zynischer, melancholischer Einzelgänger. Am ehesten lässt er sich noch mit Daniel Craigs Darstellung vergleichen, in Ansätzen auch noch mit der von Timothy Dalton. Flemings Bond ist ein „blunt instrument“ des britischen Geheimdienstes, gefangen in einer endlosen Spirale aus Gewalt. Ein wirksames, funktionierendes Werkzeug nach außen, doch innerlich moralisch zerrissen und seelisch betäubt. Alkohol und flüchtige Affären mit Frauen dienen ihm dabei als temporärer Ausweg, seiner ständigen Angst vor dem Tod und seinen moralischen Zweifeln an seiner Rolle als staatlich legitimierter Killer zu entkommen. Der Verrat durch Vesper Lynd in Casino Royale verstärkt schließlich noch seine zynische Grundhaltung und stumpft ihn emotional noch mehr ab.
Der literarische Bond spiegelt auch Flemings eigenes Leben wider. Der Autor trat 1939 in den Marine-Geheimdienst ein und erlitt traumatische Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg. Sein Leben war geprägt von zahlreichen Affären, sadomasochistischen Vorlieben und Geschlechtskrankheiten. Viele dieser Erfahrungen verarbeitete er auch in seinen Bond-Romanen.
BONDS VERBORGENE GELÜSTE
Bond beschreibt zum Beispiel den Sex mit Vesper Lynd im Roman als „sweet taste of rape“ und deutet sadistische Fantasien an. In The Spy Who Loved Me wird geäußert, „all women love semi-rape“, was Bonds chauvinistisch-sexistische Weltanschauung unterstreicht. Auch seine Affären betonen oft Machtungleichgewichte mit Unterwerfung und Schmerz. Andeutungen nicht-konsensueller erotischer Macht- und Gewaltfantasien, ob physischer oder psychischer Natur, ziehen sich auch durch mehrere Bond-Filme. Sie blitzen ebenso in Goldfinger und Live and Let Die auf wie in The World Is Not Enough mit der Figur der Elektra King oder in Skyfall, wo sich das Motiv in der Begegnung mit Sévérine auf dem Boot verdichtet. Dabei enthält jeder Roman typischerweise überdies eine Szene, in der Bond gefoltert wird, was als masochistischer Kick interpretiert wird und in Filmen oft gekürzt oder ganz ignoriert wurde. Aus Filmen bekannte Beispiele sind die Folterszene von Casino Royale oder auch die Laserszene bei Goldfinger. Und doch: Bond erholt sich stets, was seine beeindruckende Resilienz unterstreicht.
DEKADENZ IM ANGESICHT DES TODES
Auch Flemings eigener Hang zum Luxus spiegelt sich in Bonds Verhalten wider. Nach seiner Geheimdienstkarriere lebte Fleming ein jetsetartiges Leben, vor allem auf seinem Anwesen Goldeneye auf Jamaika.
Maßgeschneiderte Anzüge, Nobelhotels, Fine Dining und luxuriöse Autos werden auch von Bond als Bollwerk gegen die tägliche Angst vor dem Tod eingesetzt. Jede dekadente Erfahrung wird intensiv ausgekostet, als könnte sie seine letzte sein. So bleibt er, trotz aller Zynik, Einsamkeit und Depression, eine Figur von eigentümlicher Eleganz: ein ambivalenter Charakter voller Licht und Schatten.
DIE INSZENIERUNG
Mit Denis Villeneuve übernimmt zudem ein Filmemacher, der Stille spannender inszenieren kann als Explosionen. Jemand, der Macht als psychologisches Terrain begreift. Betrachtet man seine Handschrift, zeichnet sich ab, welche Art Bond er formen dürfte: einen Charakter, dessen Tiefe sich zwischen Blicken, Pausen und kaum angedeuteten Regungen offenbart. Einen Mann, der durch Stille spricht, dessen innere Konflikte so präzise choreografiert sind wie dessen Aktionen in der äußeren Welt. Gewalt wird bei Villeneuve eher reduziert, beinahe ritualisiert erscheinen. Spannung entsteht bei ihm aus Erwartung, nicht aus Dauerbeschuss.
Gefunden werden muss nun noch ein neuer Darsteller, der gemeinsam mit Knight und Villeneuve einen Bond zum Leben erweckt, der den Nerv unserer Zeit trifft – ohne dessen Aura auch nur um einen Hauch zu beschädigen.
WENN DIE UHREN RÜCKWÄRTS TICKEN
Das gilt selbst dann, sollte der nächste Bond in der Vergangenheit agieren. Kurios, aber keineswegs abwegig: Steven Knight ist dafür bekannt, Geschichten gern in historischen Kontexten mit gesellschaftlichem Tiefgang zu verorten.
Zudem ist James Bond im letzten Film tatsächlich aus dem Leben geschieden. Ja, diesmal wirklich. Auf den Færøern markiert inzwischen ein Gedenkgrabstein die einsame Stelle, an der er in No Time To Die (2021) in Flammen aufging. Ein bewusstes Opfer. Ein würdevoller Abgang. Ein Tod, der Madeleine Swann rettet, seine letzte Geliebte, und das von ihm gezeugte Kind. Bond hinterlässt es wie ein stilles Versprechen an eine andere Zukunft.
Zugleich war dies auch seine eigene Erlösung, die Befreiung aus einem Leben, das trotz Luxus, Geschwindigkeit und schöner Körper vor allem eines kannte: seelische Isolation. Dass dieser Tod ausgerechnet auf einer einsamen Insel mit dem vielsagenden Namen „Poison Island“ inszeniert wurde, ist kein Zufall, sondern ein fast literarischer Fingerzeig. Giftig ist hier nicht nur der Ort, sondern auch das Leben, dem Bond sich endgültig entzieht: Nähe zu ihm ist tödlich.
Seelisch vergiftet war auch er selbst. Réné Mathis, ein alter Verbündeter aus Casino Royale, bat Bond in A Quantum of Solace – sterbend in dessen Armen –, Vesper zu vergeben. Nicht ihretwegen, sondern um seiner selbst willen. So, wie Mathis einst auch Bond vergeben hatte, nachdem dieser ihn verraten hatte.
Mathis verkörpert die leise Weisheit eines älteren, lebenserfahrenen Menschen, eines reiferen Mentors in Bonds Leben, der die Erfahrung gemacht hat, worauf es im Leben ankommt. In dieser Szene verdichtet sich der Zusammenhang von Erlösung und Loslassen. Doch der emotional noch unreifere Bond bleibt außerstande dazu. So frisst sich das innere Gift des seelischen Schmerzes weiter durch sein Leben, bis es mit voller Wucht zuschlägt, als es durch Madeleine Swann unbeabsichtigt reaktiviert wird und Bond alte Wunden auf sie projiziert.
Vom Schmerz vergiftet trifft er schließlich eine falsche Entscheidung und beraubt sich selbst der Möglichkeit, seine begrenzte Lebenszeit mit erfüllenden Erinnerungen zu füllen. Erst unmittelbar vor dem Tod findet Bond emotionale Erlösung. Er stirbt durch gezielt abgefeuerte Raketen des MI6 auf Lucifer Safins Insel – in Wahrheit die Færøer-Insel Kalsoy. Der Name Lucifer Safin verweist im Französischen auf „das Ende Luzifers“ und wirkt dabei wie eine Vorhersage. Es scheint, als stürze am Ende des Films mit Bond ein ganzes Sternbild vom Agentenhimmel gleichzeitig in sich zusammen: Bond und Safin – Held und Spiegelbild – verschwinden beinahe synchron.
Nomen est omen: Dieses Prinzip zieht sich bei Bond seit Ian Fleming und Sean Connery durch, besonders aber in der Craig-Ära. Ein verstörendes Finale, in dem tiefer liegende Analogien subtil mitschwingen.
Und dennoch sagt all das nichts darüber aus, ob der nächste Bond in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft spielen wird. In der Welt des Films ist alles möglich. Auch Bond bleibt in seiner archetypischen Essenz zeitlos. Richtig justiert passt er überall hin. Genau diese äußere Vielgestaltigkeit trotz konstantem inneren Kern hält ihn lebendig, egal in welcher Epoche er einem begegnet.
EIN BOND DER ERINNERUNG
Diese zeitlose, archetypische Bond-Seele wird in No Time To Die durch seine Gefährtin Madeleine Swann auf beinahe märchenhafte Weise hervorgehoben. Dass sie diesen Namen trägt, ist kein Zufall, sondern in bester Tradition des Bond-Universums von Bedeutung. Er verweist auf Marcel Prousts Monumentalwerk À la recherche du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit). Auf Erinnerung, Liebe, Misstrauen, Schmerz und die unbequeme Wahrheit, dass man der eigenen Vergangenheit nie ganz entkommt. Auch James Bond nicht.
Bei Proust genügt der Geschmack einer Madeleine, des französischen Gebäcks, um verdrängte Zeiten, Emotionen und Erlebnisse freizusetzen. Erinnerung ist dort überwältigend, geradezu übergriffig. Charles Swann, einer der Romancharaktere, erlebt dort eine Liebe voller Leidenschaft, Selbsttäuschung, Trennung und schmerzhafter Erkenntnis. Wer dabei jetzt nicht unwillkürlich an Bond in No Time To Die mit seinem Verweis auf Vesper Lynd in Casino Royale denkt, hat die Filme vermutlich nie gesehen.
Bond betritt genau dieses Spannungsfeld durch „seine eigene“ Madeleine. Sie ist nicht einfach seine Geliebte, sondern sein Katalysator. Durch sie kehren Erinnerungen zurück, die er lieber für immer vergraben hätte: seine erste tragische Liebe zu Vesper Lynd, durchtränkt von einer Welt aus Täuschung, Verrat, Verlust und Tod. Madeleine zwingt ihn hinzusehen, wo er sonst weitergegangen wäre. Wie bei Proust wirkt die Vergangenheit beharrlich weiter und bestimmt Bonds Schicksal.
No Time To Die erlaubt sich dabei etwas Unerhörtes: Es erklärt die Lebenszeit für endlich – auch für 007. Bond kann am Ende nicht mehr physisch weiterleben, aber er bleibt als Wesen in der Erinnerung. Seine Existenz verschiebt sich von der Handlung ins erinnerte Erzählen, von der Aktion ins Bewahren. Eine ausgesprochen proustsche Idee: Erinnerung ist keine blasse Kopie des Lebens, sondern eine zweite, manchmal tiefere Existenzform. Menschen leben weiter, solange sie erinnert, erzählt und empfunden werden.
007 ORIGINS – EIN JUNGER BOND IN DER ROYAL NAVY
Glaubt man den Andeutungen des Insiders Baz Bamigboye, dann erwartet uns im nächsten Film vielleicht die Erzählung über einen Bond, der jünger ist als je zuvor. Bamigboye, bestens vernetzt in der Filmwelt, gehört dabei zu jenen Stimmen, die man bei Bond-Gerüchten ernst nehmen sollte, auch wenn er seine Enthüllungen gerne mit einem charmanten Lächeln serviert. Jahrzehntelang beobachtete er das Treiben hinter den Kulissen von Studios und Theaterlogen für die Daily Mail, heute tut er dies als „International Editor at Large“ bei Deadline.
Wenn Bamigboye über James Bond spricht, klingt das selten nach bloßer Spekulation. Seine Trefferquote ist hoch, weil er engen Zugang zu Produzenten, Agenten und Entscheidern hat. Und ein untrügliches Gespür dafür, wann ein Gerücht mehr ist als nur Rauch. Wer seine Bond-Vorhersagen liest, hat das Gefühl, einen flüchtigen Blick hinter den Vorhang erhascht zu haben.
Seinen Berichten zufolge verfolgt Steven Knight mit dem neuen Ansatz aktuell eine Rückbesinnung auf Ian Flemings literarische Ursprünge: dabei soll Bonds Werdegang als Royal-Navy-Offizier vor der MI6-Rekrutierung beleuchtet werden. Ein Agent, dessen Härte, Disziplin und Autorität aus seiner militärischen Vergangenheit erwachsen. Der Weg zum MI6 und zum Status als 007 wird damit zum Fundament eines bewussten Neuanfangs: ein Bond, der noch näher an die Figur heranrückt, die Fleming einst entwarf.
Bamigboyes Hinweise auf einen jungen Bond, Ende 20 bis Anfang 30, speisen sich aus Kontakten bei Amazon MGM Studios, EON Productions und offenbar sogar aus dem Umfeld von Denis Villeneuve – zumindest deutet er dies in Deadline an, wie auch Medien wie Tagesspiegel und ZEIT berichten. Die Historie seiner Enthüllungen spricht für belastbare Quellen.
Jede neue Inkarnation soll den Ballast früherer Versionen abwerfen, auch der Craig-Ära. Doch Bonds Seele bleibt unantastbar, zeitlos und authentisch, während sich seine neue Verkörperung den Herausforderungen ihrer Zeit anpasst. Bei aller Expertise bleibt aber immer ein Rest Unschärfe: Bamigboye ist gut informiert, ja, doch offiziell unbestätigte Gerüchte sind niemals unfehlbar.
Ob dieser Weg tatsächlich beschritten wird, bleibt also vorerst offen. Doch wenn sich die Gerüchte bewahrheiten, könnte der nächste Bond weniger durch Glamour und Gadgets definiert sein als durch seine Entscheidungen, die ihn formen. Leise, unumkehrbar, im Verborgenen. Und vielleicht beginnt alles dort, wo der Mythos bislang endete: bevor jemand ihm eine Nummer gab.
Doch welche Stolperfallen wirklich lauern, wenn Produzenten sich auf die Suche nach einem jungen Bond machen, und welche Namen dafür im Gespräch sind, all das (und ein paar unerwartete Verdächtige) hält der zweite Teil von BOND RELOADED bereit.
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Teil 2 mit den potenziellen Craig-Nachfolgern gibt’s in einigen Tagen bei Die Kolumnisten zu lesen.
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