Die Nichtwahl

Kolumnist Hasso Mansfeld über eine nichtige Angelegenheit. Über die Nicht-Wahlentscheidung um das österreichische Präsidentenamt zwischen einem Nicht-Grünen und einem Nicht-Rechten.


Armes Österreich, Du hattest jetzt eine Nicht-Wahl zwischen Nicht-Kandidaten die am Wahlabend nicht einmal zu einem Ergebnis geführt hatte, weil die Briefwähler noch nicht ausgezählt waren und also nicht klar war, wer nicht gewählt wurde.

Über 70 Prozent der Wahlberechtigten von Wien bis Innsbruck, Salzburg bis Villach kamen an die Urnen um zu entscheiden, wer die Wahl nicht gewinnt. Das ist nicht nur nicht wenig, sondern Rekordwahlbeteiligung. Warum auch nicht. Vielleicht deshalb, weil die beiden Präsidentschaftsbewerber Nicht-Kandidaten sind. Professor Alexander Van der Bellen ist ein Grüner, der nicht Grüner sein will und Ingenieur Norbert Hofer ein Rechter, der nicht Rechter sein will.

Und wäre dieser Hofer nicht in der FPÖ würde die österreichische Bundespräsidentenwahl nicht interessieren. So aber wird Van der Bellen von den nicht-FPÖ-Parteien nicht etwa unterstützt, weil sie von ihm überzeugt sind, sondern nur deshalb, weil dieser Hofer nicht gewinnen soll.

Nein, das ist nicht nur destruktiv, das ist auch nicht besonders zielführend. Denn am Ende kann sich ja einer der beiden nicht um das Amt drücken. Nichts dürfte dabei schlimmer sein, als zu gewinnen, weil einer nicht gewinnen sollte. Bei Boxkämpfen nennt man diesen Supergau des Gewinnens „Aufgeben durch technischen KO nach dem Gong durch Handtuchwurf“ – wer nicht mehr fit ist, der werfe das erste Handtuch.

Fifty-Fifty für Nichts

Was aber noch viel schwerer wiegt: Dieser gemütlich ältere Herr von den Grünen, der nicht von den Grünen sein will, hatte noch vor wenigen Tagen nicht den Hauch einer Chance. Nun steht es 50/50. Eine Gelegenheit, die sich der Nicht-Rechte natürlich nicht entgehen lassen kann und seit dem Bekanntwerden der vorläufigen beiden Nicht-Siege wird zum einen die Nicht-Hofer-kompatible Pressearbeit gegeißelt und zum anderen wird es wohl nicht ausbleiben, das bald der erste von Manipulation und Schiebung redet wird: „Da geht etwas nicht mit rechten Dingen zu!“.

Ist das nicht alles putzig? Und was sagt uns das über das Amt des Präsidenten in unserem beschaulichen Nachbarland? Seltsam, das man bisher noch nicht an den ersten Supergau dieses hohen Amtes erinnert hat. Da war doch nichts? Doch, wer sich recht erinnert, kommt auf Kurt Waldheim. Der war nicht ohne Schuld. Der war sogar verdienter Partisanen-Vernichter und erhielt 1942 vom Ustascha-Regime Kroatiens den Orden der Korne König Zvonimirs in Silber mit Eichenlaub „für tapferes Kämpfen unter feindlichem Feuer.“ Was nicht hinderlich war, das Waldheim sogar UN-Generalsekretär war, was allerdings nicht ohne Folgen blieb: Waldheim erhielt 1987 ein Einreiseverbot in die USA.

Wo nun in Zukunft der Nicht-Kandidat Hofer, so er gewinnt, oder der Nicht Kandidat Van der Bellen überall nicht „einreisen“ darf, wird sich in Kürze zeigen.

Wir warten nun einfach mal auf die Briefwahlergebnisse und sind mit unseren österreichischen Nachbarn gespannt, wer die Wahl  nicht gewinnt.

Nichts für ungut.

Hasso Mansfeld

Mit seinen Kampagnen Ostpakete für den Westen und Bio goes Lifestyle setzte Hasso Mansfeld gesellschaftliche Akzente. Er ist Diplom-Agraringenieur und fand durch seine Karriere in der Markenartikel-Industrie zur Publizistik. Viermal wurde er mit dem deutschen PR-Preis ausgezeichnet. Gemeinsam mit Christoph Giesa organisierte er die Facebookkampagne „Joachim Gauck als Bundespräsident“ und hat die liberale Ideenschmiede FDP Liberté im Netz initiiert. Mansfeld trat als Kandidat der FDP für die Europawahl an. Hasso Mansfeld arbeitet als selbstständiger Unternehmensberater und Kommunikationsexperte in Bingen am Rhein.

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