Der ethische Mr. Altman
Sam Altman, der CEO und das Gesicht von Open AI (ChatGPT) hat sich noch eine Restwahrscheinlichkeit auf ethische Standfestigkeit bewahren können in der Reihe der Tech-Milliardäre, die spätestens seit Trumps zweiter Amtszeit als eine Art Junta des IT-finanziellen Komplexes wahrgenommen wird. Noch ist er enigmatisch genug, um nicht zweifelsfrei „auf der dunklen Seite der Macht“ verortet zu werden. Aber das könnte jetzt gerade kippen. Eine Kolumne von Chris Kaiser.

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In zwei vielbeachtete Termine im Weißen Haus des gegenwärtigen Präsidenten wird hineingelesen, dass die politische Macht des mächtigsten Landes der Welt den Geld- und IT-Adel Amerikas an sich binden will und dieser sich willig zeigte. Einige nicht nur das, sondern sogar proaktiv, im Vorfeld und mit spektakulärem, sogar skandalösem Einsatz. Als das wichtigste Gesicht für diesen Eindruck gilt natürlich Elon Musk, der sich vom Steve-Jobs-ähnlichen Guru der Technikbegeisterten der ganzen Welt hin zum mindestens umstrittenen Enfant terrible und zur zweiten Hälfte des dunklen Paares der Politik wandelte, neben dem triumphierenden Trump. Allerdings darf man wohl auch bei voller Begeisterung für Trump diesen nicht überscheinen, denn beim zweiten Diner ließ sich Musk „entschuldigen“.
Was einen anderen Gast, Jeff Bezos (amazon), anbelangt, so war dieser in der Vergangenheit schon weniger umstritten unbeliebt, sei es wegen als zu amerikanisch empfundenen Gebaren im Arbeitskampf seiner Betriebe in Europa, sei es auch wegen der privaten Seite, als es eine aufsehenerregende Scheidung und eine problematische Pomp-Hochzeit in Venedig gab. Dass sein amazon inzwischen in vielen Ländern der Online-Laden der Wahl ist, ist zwar für einige unheimlich, aber das reale Konsumverhalten der Mehrheit spiegelt diese Angst nicht wider.
Peter Thiel – graue Eminenz
Der Palantir-Mitgründer Peter Thiel ist eine ganz andere Nummer. Er war bei keinem der beiden Diners dabei, aber sein Schatten wirkte mit. Er ist die graue Eminenz im Hintergrund, und ebenso im Hintergrund bleibt seine maßgebliche Unterstützung Trumps und Elon Musks für das Amerika, das wir heute sehen. Seine neoliberal-radikalen Ansichten stehen in interessierten Kreisen schon seit mehreren Jahren exemplarisch für die Bedrohung, die einige jetzt schon erfüllt sehen: Das Fallenlassen des prekären Amerikas, die rücksichtslose Förderung derer, die schon sehr viel haben, konsequent auch das brutale Entfernen der Einwanderer, die man als illegal empfindet, geschweige denn sind. Peter Thiel wurde als der Typus gesehen, der die IT-Entwicklung vom Standpunkt der Investition, der Rendite betrachtet und überhaupt kein Interesse an dem „greater good“ (dem Gemein- und übergeordneten Wohl) zeigt. Da Tech-Giganten inzwischen fast ausschließlich in Milliarden und nurmehr sehr selten mit überraschenden Neuigkeiten (wie einst bei Steve Jobs) ausgedrückt werden, stellt ihn inzwischen in die vorderste Reihe. Wo er aber ungern persönlich gesehen werden will. Doch nicht nur das Scheuen der Öffentlichkeit passt als Grund. Thiel finanzierte Trump schon 2016, bei dessen erster Wahl zum Präsidenten, zu einer Zeit, als die jetzt brav Angetanzten sich noch gerne zum liberaler-progressiven, wenn man so will: zum „wokeren“ Teil Amerikas gezählt sehen wollten. Man kann sich eher vorstellen, dass Thiel Trump zum Diner einladen würde, nicht umgekehrt.
METAverse für Ü-50
Mark Zuckerberg wirkte bislang wie der ungelenke Cousin auf der Party, den man einlädt, weil man ihn beerben könnte, aber nachdem man mit ihm höflich seine Pflichtgespräche erledigt hat, versucht man, ihm auszuweichen. Man hat allenfalls ein wenig Mitleid, dass er da alleine am Tisch sitzt, während alle anderen sich im Raum vergnügen und lebhaft miteinander sprechen. Wenn sein Facebook ursprünglich als hippe App für die etwas vulgäre Welt der amerikanischen Studentenverbindungen mitsamt Springbreak-Saufgelagen und Tussen-Checken gedacht war (die Profile der Angemeldeten wurden nach physischen Merkmalen von allen anderen bewertet), alterte seine Nutzerdemografie sehr schnell und ist heute nur noch Tummelplatz für Ü-50 (wie mich) und Werbeseiten. Die Versuche, sich wieder zu verhippen, etwa durch das In-Aussichtstellen einer komplexen virtuellen Umgebung für die Social-Medisten im METAverse, versickern im Sand. Die junge Zielgruppe ist einfach woanders unterwegs und kommt auch nicht mehr zurück. Ob die Person Zuckerberg mit dieser Situation korreliert und auch unhipp ist – egal, denn er ließ bislang wenig von sich reden.
Der unvermeidliche Herr Musk
Über Elon Musk lässt sich viel sagen, und es ist nicht unbedingt notwendig, da schon so viel über ihn und vor allem von ihm gesagt wurde. Elon Musk ist seine eigene PR-Maschinerie, hat seine Projekte mit einer unglaublichen Energie durch alle Gegenwehr durchgeboxt und dabei sein Gesicht, seine Geschichte, seine Worte allen aufgedrängt. Wenn man zukunftsorientiert und technologieaffin eingestellt war, dann konnte man das durchaus sehr bewundern, und sich wünschen, dass seine Visionen Realität werden Einige wurden es auch.
Das Elektro-Auto hätte sich noch immer nicht durchgesetzt und wäre ein Nischenprodukt geblieben, wenn er seine Überzeugungskraft und seine Innovationsfreudigkeit nicht so aggressiv und unbeirrt dafür eingesetzt hätte. Aber genau dieses Gebaren hat er auch für die libertäre Silicon-Valley-Manosphäre eingesetzt, als er auf Trump setzte. Ob das eine Kehrtwende in seiner politischen Einstellung, eine ethisch instabile Grundlage oder nur konsequent ist, das kann man nur spekulieren. Aber er hat sich bestimmt verkalkuliert, wenn er glaubte, nach Erobern der Herzen der hippen Verbrenner-Ablehner jetzt auch die Amerikaner (oder auch Weltbürger) dazuzugewinnen, die „Fuck-Greta“-Aufkleber auf ihre SUVs anbrachten. Das sind zwei verschiedene Stämme der politischen Einstellung und beide gucken genau hin, wer ihnen das Wort redet und wer dem Gegner Honig um den Mund schmiert.
Bill Gates ist auch noch da
Der Microsoft-Chef Bill Gates hatte in einer ähnlichen Situation, vor einigen Jahren, gar nicht versucht, die Linux-Jünger auf seine Seite zu ziehen, indem er plötzlich Open Source wurde oder Ähnliches. Mit seiner im Vergleich zu Musk eher ruhigen Art und der Gewissheit, seinen direkten Konkurrenten aus den Nuller Jahren, Steve Jobs, mit einer eher konventionellen und biederen Lebensweise überlebt zu haben, hat er seinen Vorsprung in der Büro-Welt einfach stetig ausgebaut. Seinem Ruf als Philanthropen schadete die Trennung von seiner Ehefrau Melinda nur soweit, dass man davon überrascht war, während das gemeinsame weltumspannende Wohltäter-Netzwerk doch gerade den Namen seiner Frau trug, nach außen ein Zeichen der stabilen ehelichen Harmonie. Man erinnert sich heute kaum noch, dass in den späten Neunzigern Microsoft und Bill Gates bei LAN-Parties und sonstigen Nerd-Treffen nur spöttisch und sarkastisch erwähnt wurden. Nerds, die etwas auf sich gaben, benutzten Linux. Heute noch erwähnt mein Mann immer mal wieder, bei einer Konferenz neben Linus Torvalds gesessen zu haben, dem Erfinder von Linux, der Allerwelts-Version des mächtigen UNIX, das eher auf Großrechnern in Universitäten lief. („Linux“ ist eine Verschmelzung seines Vornamens mit dem X von Unix). Von dieser Aversion ist heute kaum noch etwas zu spüren. Wahrscheinlich weil inzwischen ganz andere Namen bei Nerds und Idealisten für Grusel und Abneigung sorgen.
Düstere Zukunft für uns Nicht-Eingeladenen
Bei den beiden Trump-Diners sind noch andere illustre Personen des IT-finanziellen Komplexes dabei, aber hier soll es eher darum gehen, ein bestimmtes Gefühl zu bekommen, wie die öffentliche Wahrnehmung diese Figuren einerseits in einen Topf wirft (oder sie sich mit den beiden Auftritten selbst reinwarfen), aber anderseits nicht nur Nuancen diese Archetypen der Klasse der Tech-Giganten unterscheidet. Was man ihnen aber allen unterstellt, alleine deswegen, weil sie sich bewusst in die Nähe des US-Präsidenten begeben haben, ist Opportunismus, Machthunger, kein Gespür für die Bedrohung der fragilen Demokratie durch die jetzige Regierung. Und alles dieses im Zusammenhang mit ihrer finanziellen Präsenz erzeugt auf der ganzen Welt ein Ahnen, dass wir uns erstmals wieder nach dem Kalten Krieg stramm in Richtung Dystopie bewegen, in der Menschenwürde, Menschlichkeit und Sorge für andere und die Umwelt keine Rolle mehr spielen werden. In denen jeder von uns restlichen 8 Milliarden Menschen keine Rolle mehr spielen werden.
Wenn Bill Gates mit seiner Stiftung ein bisschen hoffen ließ, dass wenigstens er von Humanismus getrieben oder wenigstens in seinem finanziell sehr erfolgreichen Treiben gedämpft wird, so könnte man sich auch daran erinnern, dass er eben einst als der Darth Vader beim Kampf der Betriebssysteme galt.
Der Neue im Nerd-Pantheon
Nachdem wir jetzt sowieso alle mindestens verunsichert wurden, wer jetzt der Gute und wer der Böse ist in unserem Nerd-Pantheon, werden wir ganz vorsichtig mit der Beurteilung des „Neuen“ im Spiel, der erst nach der Pandemie, der ersten der ganz großen Disruptionen der letzten Jahre im globalen Spiel der Mächte, auf den Plan kam: Sam Altman. Mit seiner eher leisen Art konterkariert er wohltuend das HB-Männchen Elon Musk, mit seiner revolutionären Idee des Large Language Model (ChatGPT) erinnert er uns an das Gefühl, als Apple das Smartphone auf den Markt brachte. Wir sind aber verunsichert, ob er uns nicht auch an das regressive Trump-Amerika verrät. Somit setzen wir von Anfang an schon keine allzu große Hoffnung in ihn. Und verzeihen ihm etwas zögernd, dass er mit den anderen im Weißen Haus saß. Immerhin heiratete er nicht in Venedig mit einer stadtweiten Öffentlichkeit als würde er die Olympischen Spiele eröffnen. Und immerhin hat er kein Haus mit seinem Harem und seinen zahlreichen Kindern, um damit seine Potenz zur Schau zu stellen.
Herr Altman zeigt Verständnis
Er redet überraschend offen über die Probleme, die seine (und nicht nur seine) KI für unsere Zukunft bieten könnte. Unsere Ängste vor einem Skynet oder dem kompletten Kontrollverlust der Menschen an die Maschine will er uns nicht nehmen, indem er Bedenken ins Lächerliche zieht oder herunterspielt. Er zeigt sich kooperativ mit der eher als europäisch wahrgenommenen Vorsicht und offen für das Einsetzen von entsprechenden Kontrollgremien. Aber auf der anderen Seite hat er diese neue Art der KI als erster in die Welt gesetzt und er möchte seine Firma Open AI dennoch zum Erfolg führen. Es bleibt in einer seltsamen Ambivalenz, für die ein vernünftiger Mensch (ich hoffe, ich kann mich als solchen sehen) auch Verständnis hat. Man beschreibt seinen Auftritt in dieser „illustren Runde“ beim Diner im Weißen Haus als sehr konformistisch, in der selben liebdienerischen Art wie bei seinen Rivalen und Mit-Dinierenden. Vom extravertierten, ja exaltierten Auftreten Musks beim ersten Diner ist das weit entfernt. Es soll ja nicht anecken – so könnte man es sehen, wenn man es wohlwollend interpretiert. Schließlich arbeitet OpenAI noch lange nicht profitabel, er ist auf das Venture-Kapital der Reichen und Superreichen angewiesen. Und die sind eher auf der Seite von Trumps Raubtierkapitalismus.
Enttäuschte Liebe
Dieses wohlwollende Interpretieren muss man nicht mehr forcieren, denn nach den inzwischen rasant umgekehrten Vorzeichen, die das GEGENTEIL des „Woken“, Rücksichtsvollen, beispielhaften Humanen mit Macht ausstatten, ist man inzwischen schon erleichtert, wenn kein rechter Arm hochzuckt oder mit der Kettensäge an die Probleme rangegangen wird. Man ist froh, jemandem ein vorläufiges Vertrauen zu geben, wenn derjenige sich beim Hof haltenden Präsidenten nur bedankt, und nicht gleich über die Gegner Trumps Tiraden hält.
Doch man tut es als gebranntes Kind nicht mehr mit der naiven Begeisterung, die man (ich) es bei Julian Assange 2011 fühlte und auch nicht mit der vorbehaltlosen Bewunderung wie beim Sprung des Felix Baumgartner 2012. Beide sind nach rechts gedriftet. Greta Thunberg hat inzwischen unser ökologisches Gewissen an die Hamas verraten und Teslakäufer kleben sich „I bought it before Elon went crazy“ aufs Auto. Es wird sich aber bei Sam Altman nicht mehr als Verrat anfühlen, es wird höchstes ein resigniertes, kein empörtes „Et tu, Sam Altman“; und es wird unsere schon sowieso düstere Zukunft nur ein klein wenig mehr eindunkeln.
Klassisches Gebiet der Praktischen Ethik: Leihmutterschaft
Mal sehen, wie wir (ich) das einordnen werden, als wir lasen, dass Altman mit seinem Ehemann zusammen durch eine Leihmutterschaft ein Kind bekamen. Im Februar verkündete der OpenAI-Chef selbst von diesem für ihn sehr glücklichen Moment. Leihmutterschaft selbst ist ja kein unumstrittenes Thema. Die Vorstellung, dass jemand sich für neun Monate mit dem eigenen Körper – oft gegen Geld – zur Verfügung stellt, sich emotional von diesem Embryo und Fötus abgrenzt, von Anfang an weiß, sich von ihm nach der Geburt trennen zu müssen – das ist nicht leicht zu ertragen. Es spricht nicht alles dagegen, schließlich kann auch dieses „Verleihen“ des eigenen Körpers aus Liebe und mit einer sehr positiven Einstellung geschehen. Die Gefahr der Selbstentmenschlichung und die Kommerzialisierung eines sehr intimen Daseins ist da, aber sie ist eben nicht zwangsläufiger Teil. Das zu der Seite der Frau gesagt, die das macht. Nochmal anders ist es bei denen, die das Kind „in Auftrag geben“. Da tritt das Fehlen eines Problembewusstseins leichter auf.
Vorsichtige Bedenken
Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass, wenn es keine größere Abhängigkeit (persönlicher oder finanzieller Natur) gibt, es auch eine bewusste und willentliche Entscheidung zweier Parteien, erwachsener Personen, sein wird. Und das sollte eben nicht moralisch überladen werden. Damit müssen Außenstehende leben können. Nochmal ein anderes Problem besteht natürlich beim Kind. Welche Belastung gibt man ihm mit, wie gut kann man es vor „der Gesellschaft“ und deren moralischer Überladung später schützen? Und auch wenn man sich mit gutem Argument dagegen wehren kann, dass „die Gesellschaft“ immer schon problematische Überladungen der moralischen Werte zulasten Unschuldiger hatte – dann bleibt immer noch der Punkt: Was hat man von jemandem zu halten, der ein Kind „haben“ will, damit er etwas Fehlendes in seinem Leben damit füllt, und umso mehr, wenn dieser sich ein Kind quasi bestellen und kaufen kann, ohne dass man sich körperlich und emotional vorher das Ganze verdient hat? Es bleibt schwierig. Denn man kann in die Köpfe nicht reingucken. Ebenso sollte man daran denken, dass auch bisher ohne Leihmutterschaft viele Kinder mit noch viel problematischeren Konstellationen der Liebe und Nicht-Liebe, des Besitzes und des Benutzens, oder sogar des Nichtgewolltwerdens zur Welt gekommen sein – warum sollte man diese Frage ausgerechnet erst jetzt stellen?
Wer denkt an die Kinder?
Auch hier – die Sam Altmans dieser Welt mit diesem Problem, oder sagen wir neutral: mit dieser Situation – bleiben ambivalent. Es kann so oder so sein, gut oder schlecht. Für den einen deswegen gut, für den anderen deswegen schlecht. Und wir können nicht in die Köpfe der Menschen hineinschauen, warum sie etwas letztlich tun – ja, noch schlimmer – wir können uns selbst nicht von dubiosen oder problematischen Gedankengängen zum Kinderwunsch freisprechen. Wir können lediglich hoffen, dass Kinder von den Eltern geliebt und gehegt werden und zugleich das, was das Gefühl von Besitz und Kontrolle anbelangt, sich im Rahmen hält. Und dass alle Beteiligten mit dem Resultat nicht nur leben, sondern auch glücklich werden können. Und wenn sie es nicht alle können, dann bitte vor wenigstens die Kinder aus diesen Konstellationen.
Hybride Firmen
Und bleiben wir auch mindestens wohlwollend interpretierend, wenn wir jetzt frisch lesen, dass Sam Altman und sein Mann Oliver Mulherin maßgebliche Financiers für ein Projekt sind, das genetisches Editing erforscht, mit dem Ziel, Babys schon vor der Geburt mithilfe der CRISPR-Genschere von erblichen Krankheiten zu befreien. Preventive, so heißt die Firma, ist eine Public-Benefit-Corporation, eine Art Hybrid zwischen Gewinn-Orientierung und der (freiwilligen) Zielsetzung der Gemeinnützigkeit.
OpenAI selbst heißt deswegen „Open“, weil es als Open Source-Modell begonnen hat („open source“ heißt, dass die Quelldaten für jeden zugänglich und nutzbar ist, das Gegenteil einer Patentierung und Geschäftsgeheimnissen also) und im Zuge dessen auch konsequent als non-profit Business gedacht war. In diesem Jahr jedoch wurde es auch in eine Public-Benefit-Corporation umgewandelt. In den Hybrid. Ambivalenz. Immer wieder Ambivalenz.
Atomenergie
Und wir müssen feststellen, dass wir von der deutlichen Dichotomie des „gut“ und „schlecht“ inzwischen ganz viel in die „Ambivalenz“ übergeführt haben. Elon Musk, Greta Thunberg, Julian Assange – alles frühere „Gute“ für Leute wie mich. Etwas, woran ich mich in einem Gefühl der Selbstgerechtigkeit und selbstverständlichen Ethik nahe fühlte. Und jetzt sind diese Personen aus diesem Feld hinausgewandert. Dafür ist Bill Gates langsam, langsam, im Schneckentempo, ins Feld des Guten eingegangen. Wann ist das nur geschehen? Es gibt natürlich auch das Phänomen, dass wir unser Feld des Guten und Bösen verändert haben. Ein bisschen wie Angela Merkel gegenüber der Atomenergie. Zuerst gegen das vorbereitete Aus der rotgrünen Vor-Regierung. Dann – nach Fukushima 2011 – war Atomenergie für sie so böse, wie für so viele damals nach 1986, mit Tschernobyl, als der Wackersdorf-Protest eine Lawine an Menschen erlebte. Die Atomenergie hat sich nicht geändert, es änderte sich Angela Merkels Ansicht dazu.
Was ändert sich wirklich über die Jahre?
Manchmal lässt es sich nicht so leicht sagen, ob sich die das Beurteilte (meist die Personen, die man beurteilt) oder die Ansichten des Urteilenden in dem Feld geändert hat. Wir werden älter (nie jünger, nicht wahr), also könnte es auch sein, dass wir zwangsläufig erleben, wie einst weiße Westen Flecken bekommen. Wie einstige Helden so viel reden, bis sie sich verplappern. Oder wir die Macho-Sprüche von James Bond einst erstrebenswert cool fanden, heute jedoch nicht mehr überhören können, was Verletzendes und Sexistisches dabei ist. Und es wird uns langsam klar, dass wir nicht mehr so überzeugt bestimmen können, was cool ist. Denn morgen könnte es uns „cringe“ erscheinen. Wir überziehen das binäre gut-böse-Schema mit einer Ambivalenz, die uns erlaubt, zu einem späteren Zeitpunkt zu entscheiden. Sei es, weil wir in unserem Leben die erlebten Wechsel der Seiten uns dazu bringen. Sei es, weil sich die Welt selbst nicht mehr als sicher in Gut und Böse einteilen lässt. Kriegsbereitschaft ist seit 2022 vielleicht doch der Weg zum Frieden. Und Friedenswillige Wegbereiter für weiteren Krieg. Atom-Energie vielleicht doch saubere Energie, und China mit E-Autos und Solarparks Vorreiter in der Energiewende. Die USA kein Land der Sehnsüchte mehr. Israel in einer viel tieferen Schicht Opfer und Täter zugleich. Die EU für uns EU-Bürger Ziel von Spott UND von Stolz, dabeizusein. So vieles wird zweideutig und wir müssen mehr als jemals zuvor eine vorbereitende Ambiguität einnehmen, die uns später erlaubt, scheinbar die Lager zu wechseln.
Wahrscheinlich macht das sogar Sam Altman selbst so. Siehe seine beiden Hybride, die sich offenlassen, für das „öffentliche Wohl“ zu sein UND zugleich die Macht, neben den anderen Tech-Giganten stehen zu bleiben, die das gemeine Volk (ich) schon als zu mächtig empfinde. Vielleicht ist ja das neue „gut“ eher das „ambivalent“. Und Hybride sind „ethisch“.
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