Bill Gates und der Klimawandel: Umdenken erwünscht
Bill Gates denkt neu über den Klimwandel nach und kommt zu neuen Einsichten darüber, worauf sich die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaft überhaupt konzentrieren sollten.

An seinem 70. Geburtstag hat Bill Gates, Unternehmer und Philanthrop, eine gute Nachricht für jeden einzelnen von uns: Man kann auch mit 70 Jahren noch seine Meinung ändern, Man kann, wenn man ehrlich nachdenkt, auch in diesem Alter noch zu ganz neuen überraschenden Einsichten kommen. Es geht um den Klimawandel. Vor knapp fünf Jahren hatte Gates zu diesem Thema noch ein Buch veröffentlicht, in dem er, ganz Technokrat, beschrieben hatte, wie man den Klimawandel eindämmen könnte. Vorgestern nun postet Gates einen Beitrag auf seinem Blog GatesNotes, der ganz anders klang. Und das ist bemerkenswert.
Bill Gates sagt: Wir werden im Klimawandel nicht sterben
Gates ist keineswegs zum Klimwandel-Leugner geworden. Er behauptet auch nicht, dass der Klimawandel nicht menschgemacht sei. Aber er hat noch eine gute Nachricht für uns: Die Menschheit wird nicht untergehen. Zwar wird der Klimawandel ernsthafte Konsequenzen haben, vor allem für die Menschen in den ärmsten Ländern. Aber in den allermeisten Regionen der Erde werden die Menschen in der Lage sein, mit den Veränderungen umzugehen.
Das klingt eigentlich fast trivial. Aber es ist eben eine ganz andere Ausgangsthese für die Frage, was angesichts des Klimawandels zu tun ist, als es die üblichen Weltuntergangserzählungen sind, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel oft verbreitet werden – vorgeblich, um die Dringlichkeit des Handelns zu betonen.
Und das Handeln soll dann sein: alles tun, damit der Klimawandel begrenzt wird, damit die globale Erwärmung so gering wie möglich ausfällt. Und das wiederum, so die meist angenommene Konsequenz, bedeutet: absolute Priorität hat die Eindämmung des Ausstoßes von Klimagasen, allen voran des Kohlendioxids, das durch Verbrennung fossiler Energieträger entsteht.
Dem setzt Bill Gates nüchtern entgegen: der Klimawandel, die globale Erwärmung, ist für sich genommen nicht das größte Problem, das wir haben. Selbst wenn die Zahl der Extremwetterereignisse zunimmt: die Menschheit hat schon in den letzten Jahrzehnten bewiesen, dass sie sich mit technischen Mitteln schützen kann. Die Zahl der Opfer von Naturkatastrophen geht dramatisch zurück. Zudem gibt es viele Gefahren, Pandemien, Kriege, Hungersnöte, die nicht Folgen des Klimawandels sind. Alle Ressourcen, finanzielle, wissenschaftliche, technische, politische, auf die Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen zu lenken, führt dazu, dass andere Probleme nicht angegangen werden.
Beim Klimawandel will Bill Gates nicht nur auf den Temperaturanstieg schauen
Gates‘ einfache Überlegung ist: die Reduktion eines Temperaturanstiegs ist kein Wert an sich. Es muss darum gehen, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern, vor allem in den ärmsten Ländern. Es ist viel zu einfach gedacht, zu meinen, dass die Verringerung des Temperaturanstiegs automatisch die Lebensbedingungen verbessert. Es kann sogar sein, dass das Gegenteil bewirkt wird. Die Stabilisierung des Klimas wird mit Wohlstandverlusten und Verzicht auf Fortschritt erkauft, darunter leiden besonders die, denen es heute am schlechtesten geht.
Diese Überlegung ist plausibel. Wenn man ehrlich ist, ist die Strategie der unbedingten Eindämmung des Klimawandels eine Idee derer, die im Wohlstand leben und den Wohlstand sichern wollen. Machen wir uns nichts vor: wir sehen die schönen Gletscher in den Alpen schmelzen und merken, dass der Winter in den Mittelgebirgen nicht mehr schneesicher ist. Wir stöhnen über Trockenheit und Temperaturen im Sommer, über die in anderen Erdgegenden nur gelächelt wird. Und wir wollen einfach, dass wir im Sommer nicht allzusehr schwitzen müssen und dass wir im Winter weiterhin schifahren können. Natürlich kaschieren wir das mit einer Sorge vor den Konsequenzen des Klimawandels für die Ärmsten der Welt. Aber ob die unseren Klimaschutz wollen, der für diese Menschen vor allem Verzicht auf den Wohlstand bedeutet, den wir schon haben, fragen wir lieber nicht.
Eine pragmatische Sicht auf den Klimawandel
Da ist der Ansatz von Bill Gates, mit dem Klimawandel klarzukommen, ehrlicher. Er bezieht wirklich die Interessen der armen Länder ein. Er fragt, was diese wirklich wollen. Wollen sie sich an den Klimawandel anpassen und die Chance auf Wohlstand nicht verpassen? Das klingt eigentlich plausibel.
Ein solcher pragmatischer Umgang mit dem Klimawandel schlägt Bill Gates vor. Er macht die globale Mitteltemperatur nicht zum Fetisch. Er sieht sie vielmehr als einen Parameter unter vielen. Das könnte tatsächlich zu einer konstruktiven und kooperativen globalen Zusammenarbeit beim Klimaschutz führen. Klimaschutz wird nicht verstanden als Schutz des Klimas vor Veränderung, sondern als Schutz der Menschen vor den Veränderungen, die kommen werden. Und das könnte am Ende sogar zu einer friedlicheren Welt beitragen. Es ist gut, dass der alte Bill Gates noch nach- und umdenken kann.
In seiner letzten Kolumne dachte Jörg Phil Friedrich über die Möglichkeit eines Militärputsches in den USA nach.
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