Polit-Patronen – Blogschau Politik I

Kolumnist Heiko Heinisch liest sich durch die Welt der politischen Blogs.


Nachdem Kollege Sören Heim vor wenigen Tagen seine Blogschau Literatur gestartet hat, folgt hier nun die erste Ausgabe der Blogschau Politik. Etwa alle 4 Wochen werde ich an dieser Stelle zusammentragen, was mir bei meinen regelmäßigen Rundgängen durchs Netz besonders aufgefallen ist. Eine sehr persönliche Schau durch die politische Blogwelt. Themen, die meiner Meinung nach mehr Raum verdienen; Beiträge, die ein Thema von einer neuen Seite aus betrachten; besonders gute und eventuell auch besonders schlechte Artikel.

Zu Beginn wird diese Blogschau noch in einer weiteren Hinsicht sehr persönlich sein: Im Laufe der Jahre haben sich eine Reihe von Blogs angesammelt, die ich regelmäßig lese, während ich andere nicht beachte. Die einen, weil sie mir nicht zugesagt haben, die anderen, weil ich sie gar nicht kenne. Das mag bei manchen auch besser sein, könnte aber auch ein bedauerliches Versäumnis darstellen. Daher die Bitte an die Leserschaft: Blogs, die hier besprochen werden sollten, die eventuell wichtig und gut sind, können unten in die Kommentare gepostet werden. Ich werde sie mir dann für die nächste Blogschau ansehen.

Und jetzt geht es los:

Immer wieder interessante Artikel, die die diversesten Themen aus einer liberalen Perspektive betrachten finden sich in den Schlaglichtern. Thomas Eppinger schrieb dort unlängst über das Poster Girl des Terrors, die 17-jährige Ahed Tamimi, eine Palästinenserin „zwischen Che Guevara und Jeanne d’Arc“. In Israel steht sie vor Gericht, weil sie Israelische Soldaten physisch attackiert hat. Für die weltweite anti-Israel Lobby ist sie das neue Gesicht des Widerstands, eine hilflose 17jährige, die es wie einst David mit dem Goliath Israel aufgenommen hat und deren liebender Vater sich unermüdlich für ihre Freilassung einsetzt. Oder ist sie doch nur ein missbrauchtes Kind, das vom mächtigen Tamimi-Clan, skrupellos für politische Zwecke eingesetzt wurde und wird? Einem Clan, der schon mehr als einen Selbstmordbomber hervorgebracht hat.

In einem weiteren Beitrag der Schlaglichter beschäftigt sich Peter Sichrovsky unter dem Titel Mekkas perverse Pilger mit dem islamischen #MeeToo: Seit Sabica Khan aus Pakistan ihre Erlebnisse bei der Umrundung der Kaaba in Mekka auf Facebook öffentlich gemacht hat, reißen die Berichte über sexuelle Übergriffe auf Frauen rund um den heiligsten Ort der Muslime nicht mehr ab.

Für Mena-watch, den unabhängigen Nahost Thinktank (Eigenbeschreibung) zerlegt Thomas Eppinger – ja, der gleiche wie bei den Schlaglichtern – die Spiegel Online Rezension des Spielfilms „7 Tage in Entebbe“, der demnächst in die Kinos kommt: Die moralische Verkommenheit von „Spiegel Online“.

Wird Gusenbauer zum Totengräber der SPÖ?, fragt Sebastian Reinfeldt auf Semiosis. Hintergrund ist die Erwähnung einer „Hapsburg group“ genannten Gruppe in der Anklageschrift des US-Sonderermittlers Robert Mueller gegen den früheren Trump-Wahlkampfmanager Paul Manafort. Diese Gruppe soll bei der Russland Connection im Hintergrund die Fäden gezogen habe. Mitglied der Gruppe soll auch ein Chancellor gewesen. Laut Semiosis verdichten sich die Hinweise, dass damit der ehemalige sozialdemokratische Parteichef und österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer gemeint sein könnte.

Lesenswert ist auch Michaels Mierschs Besprechung von Ludwig Lugmeiers Faktenroman „Die Leben des Käpt’n Bilbo für die Salonkolumnisten. Das Buch erzählt die Geschichte oder besser die Odyssee von Hugo Baruch, alias Käpt’n Bilbo, durchs 20. Jahrhundert. Von einem, der Schriftsteller, Maler, Galerist, Gastronom und vieles mehr gewesen ist.

Before Sharia Spoiled Everything. Für die Ruhrbarone hat Stefan Laurin ein Interview mit dem Schweizer Rechtsanwalt Emrah Erken, dem Gründer der Facebookgruppe „Before Sharia Spoiled Everything“, geführt, der mittlerweile knapp 13.500 Mitglieder angehören. Im Interview erläutert Emrah Erken die Motive, die ihn dazu bewogen haben, diese Gruppe zu gründen, in der Fotos der 1920er bis 1980er Jahre aus der islamischen Welt geteilt werden; Fotos, die zeigen, dass es auch in den islamischen Ländern einmal eine breite säkulare Bevölkerungsschicht gegeben hat und wahrscheinlich auch immer noch gibt. Nur darf sie sich heute nicht mehr öffentlich zeigen. Das war nur möglich bevor der Islamismus alles zerstörte.

Das war es fürs erste Mal. Anregungen und Tipps für die nächsten Politblogschauen bitte unten in die Kommentare.

Heiko Heinisch

Nach Abschluss des Geschichtsstudiums arbeitete Heiko Heinisch u.a. am Ludwig-Boltzmann-Institut für historische Sozialwissenschaft. Nach längerer freiberuflicher Tätigkeit arbeitet er seit Mai 2016 als Projektleiter am Institut für Islamische Studien der Universität Wien. Nach längerer Beschäftigung mit den Themen Antisemitismus und nationalsozialistische Judenverfolgung wuchs sein Interesse an der Ideengeschichte, mit Schwerpunkt auf der Geschichte der Ideen von individueller Freiheit, Menschenrechten und Demokratie. Er hält Vorträge und veröffentlichte Bücher zu christlicher Judenfeindschaft, nationalsozialistischer Außenpolitik und Judenvernichtung und widmet sich seit einigen Jahren den Problemen, vor die Europa durch die Einwanderung konservativer Bevölkerungsschichten aus mehrheitlich islamischen Ländern gestellt wird. Daraus entstand das gemeinsam mit Nina Scholz verfasste Buch „Europa, Menschenrechte und Islam – ein Kulturkampf?“ im Wiener Passagen Verlag (2012). Er ist Mitglied des Expert_Forum Deradikalisierung, Prävention & Demokratiekultur der Stadt Wien. Im März 2019 ist das gemeinsam mit Nina Scholz verfasste Buch „Alles für Allah. Wie der politische Islam unsere Gesellschaft verändert“ im Molden Verlag erschienen.

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