Das Drama um das Happy Go Lucky Hotel & Hostel

Das Bezirksamt Charlottenburg macht dem Happy Go Lucky Hotel & Hostel das Leben schwer. So soll nun zum zweiten Mal Hand an das selbsternannte Kunstwerk gelegt werden. Ist das bei all der positiven Energie noch ertragbar? Ist das Kunst oder kann das weg?


Berlin-Charlottenburg. Ein schillernder Bezirk. Der belebte Kudamm lädt mit feinsten Boutiquen und Cafés zum Verweilen und Bummeln ein, während die vielen Altbauten einen ganz besonderen Charme versprühen. Böse Zungen mögen ja behaupten, der Bezirk sei langweilig. Gott sei Dank kann der Bezirk auf Bereicherungen wie das Happy Go Lucky Hotel & Hostel bauen. Ein Hauch von Friedrichshain weht seit 2012 um den „Stutti“. Passend zum bunten Klientel, Dealer, Shisharaucher, Drogenkonsumenten und Obdachlose, hat sich das Hostel in ein farbenfrohes Kleid geworfen. Wie ein niemals enden wollender LSD-Trip erstrahlt die Happy Pill zum Nächtigen nun von Jahr zu Jahr mehr in den schillerndsten Farben. Cineasten müssten ebenso begeistert sein, bei all den Filmfiguren, die es an der Fassade zu entdecken gibt. Einfach mal Popcorn raus und zwischen Spritzen und Abfall in der liebevoll gestalteten Parkanlage gegenüber Platz nehmen und genießen.

Der Teufel stört im Detail

Wer kann gegen so viel pures Glück etwas einzuwenden haben? Es ist doch tatsächlich das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, das das Hostel auf dem Kieker zu haben scheint. Bereits zum zweiten Mal erhebt es den spießbürgerlichen Zeigefinger gegen Happy Go Lucky. Warum, fragen Sie sich? Ist doch alles so schön hier! Der Teufel stört sich am Detail, nämlich dem Schriftzug oberhalb des letzten Obergeschosses des Gebäudes. Schwer zu erkennen, es wird sich wohl um „Happy Go Lucky Hearts“ handeln. Vier einfache Worte voller Liebe, Glück und wir-haben-uns-doch-alle-so-lieb sollen so viel Ärger verbreiten? Nicht nur das, sie scheinen geradezu Magengeschwüre hervorzurufen. So soll es sich, in den Augen des Sachbearbeiters, nicht um einfache Worte, sondern um einen Werbeschriftzug handeln. Oder anders gesagt, eine „Werbeanlage“. Dabei wurde die Hauswand doch erst künstlerisch aufgewertet, da das Bezirksamt mit der vorherigen Farbgestaltung nicht einverstanden war. Ein fataler Fehler? Eine Verschlimmbesserung?!

Desorientierte Berlinbesucher streunen durch Charlottenburg

Laut Alexander Skora, Besitzer des Happy Go Lucky Hotel & Hostels, dient der Schriftzug doch auch der Orientierung seiner Gäste. Das Haus wäre aber auch ohne die vier oben prangenden Worte schlichtweg zu übersehen. Wie kann das Bezirksamt also verantworten, dass desorientierte Berlinbesucher hilflos ihrem Schicksal ausgesetzt werden? Undenkbar, wenn sie direkt auf die Wilmersdorfer Straße streunen würden. Nein, der Schriftzug muss bleiben, da ist man sich sicher.

Wie ein Krimi liest sich die Pressemitteilung, die uns zugesandt wurde. Wird der Schriftzug bleiben? Würde das Entfernen dessen eine negative Aura um das Hostel legen? Oder gar um seine Gäste?!

Ein Ort zum Glücklichsein, überschattet von so viel Bösartigkeit. Ein Ort, in dem man sich geborgen fühlt, wie in Mutters Leib. Ein Hostel, in dem man es sich nicht gemütlich macht, sondern vor dem man sich auf dem Asphalt fläzt. Ein Hostel, das besonders anspruchsvolle Menschen anzieht, die im Wohngebiet sicherlich nur auf eine ruhige Nacht aus sind.

Wie wird es wohl weitergehen? Es bleibt spannend. Und wenn Sie sich jemals schlecht fühlen sollten, werfen Sie doch ein Blick auf das Happy Go Lucky. Ich fühl mich auch schon ganz high.

Alissia Passia

Die gebürtige Berlinerin blieb bis heute der Hauptstadt treu, obwohl sie zu ihr eine gewisse Hassliebe pflegt. Kein Wunder, dass sie diesen inneren Konflikt auch gerne in ihrer Kolumne thematisiert. Passia hospitierte im Hause Axel Springer, wo sie ebenfalls nebenberuflich tätig war. Seit 2006 ist sie im Bereich Werbetext für verschiedene namhafte Agenturen, wie Jung von Matt oder BBDO, tätig. Sie konzipierte ebenfalls mehrjährig auf Kundenseite und zuletzt in der Berliner Agentur für digitale Transformation. Dem Digitalen bleibt Passia auch zukünftig treu und macht "irgendwas mit Medien".

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