Jedem das Seine … und mir das Mehrste …
Was sich in Deutschland und Europa also an Unmenschlichkeiten Bahn bricht, ist nichts weiter als ein alter Verteilungskampf!
Vor ein paar Tagen hat sich ein Leser beklagt, meine Beiträge auf dieser Seite seien mitunter zu lang – es tut mir leid; ich weigere mich, komplexe Sachverhalte in 1.30 abzuhandeln – und ich weiß, als Radio-und Fernsehjournalist, was das heißt …
Jetzt aber doch ein nur kurzer Zwischenruf zur „Gutmensch-Frage“ – zum Thema werde ich mich natürlich auch noch einmal ausführlich auslassen….
Denkt denn keiner zuende, wenn die Schreihälse aus den rechten Unrat-Ecken von AfD und ihrem Straßen-SA-Arm PEGIDA, wenn auch die CSU oder solche Lotterfiguren wie Tatjana Festerling ebenso wie angeblich bürgerlich-mittige Journalisten wie Jan Fleischhauer nach Aufstand der Massen gegen die Presse, gegen die Parlamente und Parteien, nach Ermannung der deutschen Polizei und Wehrhaftigkeit, nach Begrenzung des Zuzugs von Flüchtlingen oder der Verteidigung „der deutschen Frau“ mit Forken und Mistgabeln grölen?
All diese Forderungen zuende gedacht heißen: verreckt doch an den Zäunen und Grenzen, schießt auf Flüchtlinge, versenkt Flüchtlingsboote, bombardiert die Flüchtlingszüge, macht Jagd auf dunkelhäutige Männer und entmannt sie, filzt Ankömmlinge an den Grenzen nach Wertsachen (so wie es die Dänen schon machen) – da sehe ich schon wieder die Berge von Zahngold in Bergen-Belsen…
All diese Forderungen heißen: Eure Armut, eure Angst kotzen mich an – ich will auf meinem Sofa geistig und menschlich verfettet, vor mich hin vegetieren…
Denn eines ist klar, all das, was jetzt zur Begrenzung der Flüchtlinge diskutiert wird, wird sie nicht aufhalten und dient nur der Beruhigung der Dummen – um die Flüchtlinge zu stoppen, müßten wir sie töten…
Dann esst doch Kuchen!
Noch widerlicher als Björn Höcke mit seiner Herrenmenschmentalität oder Tatjana Festerling, die sich als Herrenreiterin gibt und noch nicht mal auf ein Islandpony passen würde, war mir die giftige, böse alte Frau, die Oliver Kalkofe in einem Beitrag karikierte…jene sächsische Rentnerin, die gierig ihre Hexenfinger in die Kamera streckte und die Lügen von den übermäßig alimentierten Flüchtlingen verbreitete – „Wer gibt mir ein Taschengeld“!
Sie kam mir vor wie eine plebejische Marie Antoinette unter umgekehrten Vorzeichen – „Was schreit das Volk nach Brot? Soll es doch Kuchen essen!“- Grausamkeit und Gier, Dummheit und Maulmörderei sind in solchen Gestalten eins.
Darum geht es – ums eigene Portemonnaie, um den eigenen vollgefressenen Bauch – um die schleimige Befangenheit in der Lebenslüge vom Ende der Geschichte im Jahr 1989 und der unausgesetzten Fortdauer des Kapitalismus, die sie sich so vorstellen: fressen, saufen, autofahren und dann wieder in die geistige Gartenlaube zurückkehren.
Daß die Globalisierung eben nicht nur ökonomisch ist, sondern vor allem auch sozial und menschlich, können die deutschen Dumpfbacken nicht begreifen – und nicht nur die, wie man in Polen, Ungarn und anderen Staaten mit Erschrecken feststellen muß. Sich einigeln, konservieren, konservativ und damit reaktionär sein (das sind Synonyme) ist unevolutionär und unpolitisch – die Zukunft kann nur gestalten, wer fähig ist zur Veränderung.
Diesmal benutze ich ausnahmsweise eine Vokabel der Kanzlerin, die ich bisher noch nie zitiert habe – Kooperation ist „alternativlos“.
Propheten der Dummheit und Grausamkeit
Wer immer nur seine kurzfristigen Interessen des Vollgefressenseins auf dem Kanapee im Auge hat, der wird sich wundern, wie ihn die Sturmflut der Zukunft überrollt. Gerechtigkeit vor allem und Frieden sind nicht in Enklaven, von Zäunen umgeben (und damit meine ich vor allem die menschlich-geistigen) zu haben…
Petry, Bachmann, Festerling und all die anderen Propheten der Dummheit und Grausamkeit werden sich über die Säbelzahntigerpolitik noch wundern, der sie den Weg bereiten wollen…sie wird sie selber wegspülen…totalitäre Konzepte, von Caligula über Ceaucescu bis Elsässer oder Höcke werden von ihrem Gedankenkrebs selbst zerfressen….Ach ja – und damit mir nicht die üblichen Blökereien kommen… daß es jetzt unbezweifelbare Probleme mit der Zuwanderung gibt, hat seine Ursache darin, daß wir in unserer geistig-humanen Bräsigkeit uns weigerten, sie herandrängen zu sehen und uns mit den Ursachen zu beschäftigen…
Aber offenbar ist für die Deutschen Menschlichkeit immer nur ein seelischer Schluckauf, den sie mit ungeistigem Bullrichsalz behandeln – und wenn das nicht hilft, rücken sie gleich mit dem SA-Dolch der Amputation an…und gieren danach, daß wieder …“Blut vom Messer spritzt!“
Das anscheinend kultivierte, aber tatsächlich bösartige Motto über den Eingangstoren vieler Lager, „Jedem das Seine“ – hat Karl Zuckmayer in einem seiner Stücke weitsichtig ergänzt : „…und mir das Mehrste!“
Was sich in Deutschland und Europa also an Unmenschlichkeiten Bahn bricht, ist nichts weiter als ein alter Verteilungskampf!